Klima

Land Unter für New York

Risiko für Hochwasser wie nach Hurrikan "Sandy" ist schon jetzt verdreifacht

New York City hat schon heute ein dreifach höheres Sturmflut-Risiko als noch um 1800 - und das wird sich noch verstärken. © Jupiterimages/iStock.com

Gefahr für New York: Das Risiko für Sturmfluten wie beim Hurrikan „Sandy“ ist für New York schon jetzt dreifach höher als noch vor 200 Jahren. Bis zum Jahr 2100 könnten solche Überschwemmungen noch um ein Mehrfaches häufiger werden, wie Klimaforscher ermittelt haben. Allein schon der steigende Meeresspiegel mache die Millionen-Metropole anfälliger für Sturmfluten, berichten sie im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Der Rekordsturm „Sandy“ gilt bis heute als eine der größten Wetterkatastrophen der US-Geschichte. Im Herbst 2012 zog dieser Hurrikan die US-Ostküste hinauf und löste heftige Sturmfluten aus. Auch große Teile New Yorks versanken in den Fluten. Sandy hinterließ 71 Milliarden US-Dollar Schäden und kostete 157 Menschen das Leben. Für New York galt eine solche Sturmflut mit Pegeln von bis zu 2,80 Metern über Normal bisher als absolute Ausnahme.

Aber wie sieht es mit der Zukunft aus? Ning Lin von der Princeton University und seine Kollegen haben die heutige und künftige Sturmflutgefahr für New York nun genauer untersucht. Für ihre Studie werteten sie Daten zum bisherigen und künftigen Meeresspiegelanstieg aus und kombinierten diese mit Prognosen verschiedener Klimamodelle zur Häufigkeit von Sturmfluten.

Risiko schon jetzt verdreifacht

Das Ergebnis: Im Jahr 1800 waren Fluthöhen wie bei Sandy für New York noch ein echtes „Jahrtausend-Ereignis“: Sie traten im Mittel nur alle 1.200 Jahre auf, wie die Forscher berichten. Bis zum Jahr 2000 hatte sich das Risiko für solche Sturmfluten jedoch bereits verdreifacht – und das allein aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels. Eine Veränderung der Sturmhäufigkeiten war hier noch nicht mit einberechnet.

Gefluteter Straßentunnel in Manhattan nach Hurrikan Sandy © Metropolitan Transportation Authority of the State of New York

Nach Angaben von Lin und seinen Kollegen ist der Meeresspiegel im Gebiet von New York von 1800 bis 2000 um rund 50 Zentimeter gestiegen – das ist weit mehr als der globale Durchschnitt von rund 15 Zentimetern. Verantwortlich dafür sind unter anderem Veränderungen beim Gletschereis er Arktis, aber auch Meeresströmungen und lokale Effekte.

„Die Lage wird sich noch verschlimmern“

Noch schlechter aber sieht es für Zukunft aus: „Die Lage wird sich bis zum Jahr 2100 noch verschlimmern“, sagt Koautor Benjamin Horton von der Rutgers University. „Selbst wenn sich bei den Hurrikans nichts verändert, werden Sturmfluten wie bei Sandy allein durch den Meeresspiegelanstieg häufiger werden.“

Wie die Simulationen ergaben, steigt das Flutrisiko bis 2011 gegenüber heute noch einmal um das 4,4-Fache. Ausnahme-Hochwasser von 2,80 Metern über Normal kommen dann im Mittel alle 90 Jahre vor. „Sandy“ wird dann vom „Jahrtausend-Ereignis“ nicht einmal mehr zur „Jahrhundert-Sturmflut“.

U-Bahn-Tunnel in New York im Dezember 2012 - es dauerte Monate, die Flutschäden wieder zu reparieren. © Metropolitan Transportation Authority of the State of New York

Mehr Hurrikans im Norden

Sehr viel dramatischer könnte die Situation werden, wenn sich künftig Stärke, Häufigkeit und Zugbahnen von Hurrikans verändern. Tatsächlich deuten Klimamodelle darauf hin, dass tropische Wirbelstürme künftig häufiger bis in die höheren Breiten wandern könnten. Gleichzeitig soll zwar nicht die Gesamtzahl der Hurrikans steigen, wohl aber ihre Intensität.

Rechneten die Forscher diese Prognosen mit ein, dann erhöhte sich New Yorks Risiko für Sandy-ähnliche Sturmfluten noch einmal um das Drei- bis 17-Fache. „Demnach werden schwere Sturmfluten künftig wahrscheinlich häufiger werden“, sagt Lin. Wie stark diese Veränderung aber ausfalle, darüber herrsche noch große Unsicherheit.

Hilfe für den künftigen Flutschutz

Die Ergebnisse sollen Behörden und Katastrophenschutz-Experten dabei helfen, das konkrete Risiko und die nötigen Schutzmaßnahmen für New York abzuschätzen. Das US-Ministerium für Stadtentwicklung plant bereits, Manhattan durch zusätzliche Wälle und vorgelagerte Pufferzonen vor künftigen Sturmfluten zu schützen.

„Um sich effektiv auf zukünftige Hurrikans vorzubereiten, müssen wir wissen, was den Küstenstädten in den kommenden Jahrzehnten bevorsteht“, sagt Lin. „Man braucht konkrete Zahlen, um zu planen und unsere Analyse liefert eine quantitative Basis für die Effekte von Meeresspiegelanstieg und Sturmflut-Klimatologie.“ (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2016; doi: 10.1073/pnas.1604386113)

(Princeton University/ PNAS, 11.10.2016 – NPO)

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