Geysir am Mondpol: Auf dem Jupitermond Europa steigen wahrscheinlich hohe Wasserdampf-Fontänen in die Höhe, das bestätigen neue Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble. Die Geysire reichen bis zu 200 Kilometer weit ins All hinaus. Das Spannende daran: Dieses Wasser stammt aus dem subglazialen Ozean des Mondes – und das könnte eine Probennahme und die Suche nach Leben auf dem Jupitermond enorm vereinfachen.
Schon vor einigen Jahren weckten Aufnahmen des Hubble-Teleskops den Verdacht, dass der Mond Europa Geysire besitzt. Auf der Südhalbkugel des Mondes detektierten Forscher das schwache Leuchten von angeregten Sauerstoff- und Wasserstoffatomen aus zerfallendem Wasser. Der direkte Nachweis von Wasserdampf fehlte jedoch.
Bei Jupiterpassage entdeckt
Jetzt haben William Sparks vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore und seine Kollegen die Existenz dieser Wasserdampf-Fontänen durch eine unabhängige Beobachtung bestätigt. Sie hatten ursprünglich vor, die dünne Atmosphäre des Jupitermonds zu beobachten, während der Mond vor dem Jupiter vorbeizieht.
„Wenn es eine dünne Atmosphäre um Europa gibt, würde sie einen Teil des Lichts vom Jupiter schlucken und wir könnten sie als Silhouette sehen“, erklärt Sparks. „Deshalb suchten wir nach Absorptionsmerkmalen am Rand von Europa während ihres Transits vor dem Jupiter.“ Die Forscher beobachteten zehn solcher Passagen des Mondes vor seinem Planeten.
Wasserreiche Fontänen
Bei dreien dieser Transits entdeckten sie klare Indizien für Wasserdampf-Fontänen, die in der Nähe des Mondsüdpols austraten. Mehrere fingerähnliche wasserreiche Gebilde ragten dort ins All hinaus. Die Fontänen reichen 200 Kilometer weit in die Höhe, bevor sie ihr Wasser als Eis wieder zur Europa-Oberfläche zurückregnen.
Der Jupitermond Europa ist damit nach dem Saturnmond Enceladus der zweite Mond im Sonnensystem, von dem Wasserdampffontänen bekannt sind. Das Wasser tritt wahrscheinlich aus Rissen und Spalten in der Eiskruste von Europa aus und könnte aus dem subglazialen Ozean des Mondes stammen.
Neuer Weg zur Probennahme
Diese Herkunft des Wassers macht die Entdeckung der Geysire besonders spannend. Denn der Ozean unter dem Eis, der wahrscheinlich doppelt so viel Wasser enthält wie alle Meere der Erde zusammen, könnte Leben beherbergen. Bisher jedoch erschwerte die dicke Eiskruste eine Beprobung dieses Ozeans. „Diese Wasserdampf-Plumes aber, wenn sie existieren, könnten einen alternativen Weg eröffnen, den Untergrund Europas zu beproben“, sagt Geoff Yoder von der NASA.
Die Planetenforscher hoffen nun auf das James Webb-Weltraumteleskop, das 2018 ins All starten wird. Dieses könnte mehr Daten über die Geysire liefern. Die NASA plant zudem, eine Raumsonde zu Europa zu schicken, die dann in nahen Vorbeiflügen die Wasserdampf-Fontänen untersuchen soll.
(NASA, 27.09.2016 – NPO)