Besserung ohne Pillen: Neurofeedback kann Kindern mit ADHS helfen, wie eine Studie bestätigt. Nach einem mehrwöchigen Training gelang es den kleinen Teilnehmern, ihre Impulsivität besser zu kontrollieren. Gleichzeitig aber zeigten sich auch messbare Veränderungen ihrer Gehirnaktivität, wie Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten. Das belege erstmals, dass Neurofeedback nicht nur auf Verhaltensebene, sondern auch auf neurophysiologischer Ebene wirke.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung ADHS ist inzwischen die häufigste psychische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Behandelt wird die Störung meist mit Hilfe einer Kombination von Psychotherapie, pädagogischen Maßnahmen und Medikamenten wie Ritalin. Auch Sport kann zumindest subjektiv für eine Verbesserung sorgen.
Flugzeug mit Gedanken steuern
Ebenfalls bewährt hat sich in ersten Studien ein Training mittels Neurofeedback: Die Kinder lernen dabei, durch die Konzentration ihrer Gedanken beispielsweise ein Auto oder Flugzeug auf dem Bildschirm zu steuern. Der Sinn dahinter: Durch die Verknüpfung von bestimmten Hirnstrom-Mustern mit den Computerbildern lernen die Kinder, ihr Verhalten und ihre Impulsivität besser zu kontrollieren.
„Bei Kindern mit der Diagnose AD(H)S geht es hier vor allem darum, das eigene Verhalten und die Konzentration besser selber steuern zu können“, erklärt die Psychologin Annet Bluschke vom Universitätsklinikum Dresden. Sie hat gemeinsam mit Kollegen die Wirkung des Neurofeedbacks bei 19 Kindern mit ADHS untersucht. „Mittlerweile liegen die ersten Studienergebnisse vor, die belegen, dass diese Form der Therapie eine messbare Verbesserung für die Patienten bringt.“
Messbare Veränderungen
Wie Bluschke und ihre Kollegen feststellten, geht die Wirkung des Neurofeedbacks dabei über die reine Verhaltensebene hinaus. Die Kinder lernten einerseits, ihre Impulse besser zu kontrollieren – indem sie beispielsweise eine Taste nicht sofort drückten. Andererseits aber zeigten sich nach dem achtwöchigen Training auch messbare Unterschiede in der Hirnaktivität der kleinen Probanden.
Vor allem die Aktivität in einigen impulshemmenden Schaltkreisen war nach dem Training erhöht, wie die Forscher feststellten. Sie schließen daraus, dass Neurofeedback nicht nur oberflächlich wirkt, sondern tatsächlich zu einer Veränderung im Gehirn führt. Ein solches Training kann daher andere Forme der ADHS-Therapie ergänzen – und möglicherweise die Medikamentendosis der betroffenen Kinder reduzieren helfen. (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep31178)
(Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, 13.09.2016 – NPO)