Überraschende Vielfalt: Entgegen bisherigen Annahmen sind die Giraffen Afrikas nicht eine Tierart, sondern sie teilen sich in vier eigenständige Spezies auf. Genanalysen enthüllten, dass diese Giraffenarten trotz sehr ähnlichen Aussehens zu verschieden sind, um sich noch miteinander zu paaren. Dies sind wichtige Informationen, um diese Symboltiere der afrikanischen Savannen besser schützen zu können, wie Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten.
Giraffen gehören zu unserer Vorstellung von Afrika wie Gnus, Löwen und Zebraherden. Doch wie so viele andere Tiere Afrikas müssen auch die Giraffen vielerorts um ihr Überleben kämpfen. Jüngsten Schätzungen zufolge ist die Anzahl der Tiere in den letzten 30 Jahren um über 35 Prozent auf rund noch rund 100.000 wildlebende Giraffen in ganz Afrika zurück gegangen. Bisher ging man davon aus, dass alle Giraffen Afrikas zu nur einer Art gehören, die sich in neun durch Fellzeichnung, Hörner und Verbreitung verschiedenen Unterarten gliedert.
DNA spricht für vier Arten
Doch diese Annahme muss nun grundlegend revidiert werden. Entdeckt haben dies Axel Janke vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt und seine Kollegen, als sie das Erbgut von 190 Giraffen aus verschiedenen Teilens Afrikas analysierten und verglichen. Die DNA stammte aus Hautproben, die von Rangern und Mitgliedern der Giraffe Conservation Foundation gesammelt wurden.
Das überraschende Ergebnis: „Es gibt nicht bloß eine, sondern vier genetisch getrennte Gruppen von Giraffen, die sich in freier Wildbahn offenbar nicht miteinander paaren“, erklärt Janke. „Trotz ihres ähnlichen Aussehens sollten die vier Giraffengruppen daher als eigenständige Arten betrachtet werden.“ Den Analysen nach trennten sich diese vier Arten vor 0,4 bis zwei Millionen Jahren voneinander.
Überraschung selbst für die Biologen
Die vier Arten sind erstens die Süd-Giraffe (Giraffa giraffa) mit den Unterarten Angola-Giraffe und Kap-Giraffe, zweitens die Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi) und drittens die Netz-Giraffe (Giraffa reticualata). Vierter im Bunde ist die Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis) mit den drei seperaten Unterarten Nubische Giraffe, Westafrikanische Giraffe und Kordofan-Giraffe.
„Wir waren extrem überrascht, weil die Unterschiede in der Morphologie und Fellzeichnung zwischen diesen Giraffen nur gering sind“, sagt Janke. Zudem nahm man bisher an, dass auch die ökologischen Ansprüche und die Lebensweise der Giraffen in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet sehr ähnlich ist. „Aber eigentlich weiß das niemand so genau, weil diese Großsäuger bisher von der Wissenschaft kaum beachtet wurden“, so der Forscher.
Wichtig für den Artenschutz
Das Wissen um die Artaufteilung der Giraffen ist für deren Erhaltung wichtig, wie die Forscher erklären. Denn in drei der vier Giraffenarten nimmt die Zahl der Tiere besonders rapide ab. Zwei der Giraffenarten haben zusammen genommen weniger als 10.000 Tiere. Sollten sie aussterben, geht damit auch ihr einzigartiges genetisches Erbe verloren.
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„Jetzt, da wir wissen, dass es vier Giraffenarten gibt, ist es umso wichtiger und dringender, dass wir Regierungen und andere Partner in ganz Afrika beim Schutz der Giraffen unterstützen“, sagt Julian Fennessy von der Giraffe Conservation Foundation in Windhoek. „Wir müssen gemeinsam mit Regierungen und anderen Partnern daran arbeiten, die Zukunft der afrikanischen Giraffen zu sichern und zu handeln, bevor es zu spät ist.“ (Current Biology, 2016; doi: 10.1016/j.cub.2016.07.036)
(Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 09.09.2016 – NPO)