Stürmische Klimafolge: In China, Japan und Südostasien haben sich Wirbelstürme schon messbar verstärkt. Die Intensität der landfallenden Taifune hat dort seit 1977 um bis zu 15 Prozent zugenommen. Super-Taifune der Kategorien 4 und 5 sind heute sogar schon doppelt bis dreifach so häufig, wie Klimaforscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten. Ursache für den fatalen Trend ist die Erwärmung des küstennahen Pazifik.
Der Taifun Haiyan im Jahr 2013 war der stärkste Wirbelsturm, der seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auf Land traf. Doch so verheerend er auch war – er ist nur der Vorreiter eines fatalen Trends. Denn schon länger sagen Klimaforscher voraus, dass Wirbelstürme in Zukunft heftiger werden könnten. Die Erwärmung der tropischen Meere und der Atmosphäre liefert dafür die Energie.
Strittig war allerdings, ob sich dieser Trend über dem Pazifik bereits bemerkbar macht. Bisherige Daten lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Wei Mei und Shang-Ping Xie von der University of California in San Diego haben daher die Wetteraufzeichnungen des japanischen Wetterdienstes und des Joint Typhoon Warning Center von 1977 bis heute erneut überprüft und ausgewertet.
Doppelt so viele „Super-Taifune“
Das Ergebnis: „Unsere Daten zeigen, dass die jährliche Zahl der Kategorie 4 und 5 Taifune um mehr als doppelte gestiegen ist“, berichten die Forscher. Gleichzeitig stieg auch die mittlere Intensität aller Wirbelstürme in Ost- und Südostasien um 12 bis 15 Prozent. „Das spricht für eine substanzielle Verschiebung hin zu immer höheren Taifun-Intensitäten“, konstatieren Mei und Xie.
Dabei sind diese Wirbelstürme zunächst nicht stärker als früher. Der Wandel beginnt erst dann, wenn sich diese Taifune den Küsten nähern. Dann nimmt ihre Windgeschwindigkeit alle sechs Stunden um 1,6 Meter pro Sekunde zu – das ist um 60 Prozent schneller als noch 1977, wie die Forscher berichten.
China und Japan besonders gefährdet
Besonders verstärkt haben sich die Stürme, die östlich der Philippinen entstehen und dann nach Nordwesten ziehen. Unter ihnen hat sich die Zahl der Kategorie 4 und 5 Taifune sogar fast vervierfacht, wie die Forscher berichten. Von ihnen gibt es heute im Mittel vier pro Jahr statt nur einem wie noch 1977.
Das Fatale daran: 75 Prozent dieser Taifune erreichen das Land im Gebiet von China, Taiwan, Korea und Japan. Eine zweite Gruppe von Stürmen bedroht immer häufiger die Philippinen und den Rest Südostasiens. Bei diesen Taifunen hat sich der Anteil der Kategorie 4 und 5 Stürme von zehn auf 30 Prozent erhöht. Von ihnen erleben sogar 97 Prozent einen Landfall – und richten entsprechende Verwüstungen an.
Energieschub durch wärmere Küstengewässer
Die Ursache für diesen fatalen Trend sehen die Forscher im Klimawandel und seiner Wirkung auf die küstennahen Meere: Das Oberflächenwasser des Pazifik hat sich seit 1977 entlang der Küsten Asiens und Südostasiens erwärmt. Diese Erwärmung gibt den Taifunen kurz vor ihrem Landfall den zusätzlichen Intensitätsschub.
„Angesichts der überproportional starken Schäden durch solche Taifune bedeutet dies für die betroffenen Regionen eine erhöhte Bedrohung“, konstatieren Mei und Xie. Angesichts der Tatsache, dass die Bevölkerung der Küstengebiete weiter zunimmt, der Meeresspiegel ansteigt und auch der Klimawandel vorerst nicht zu stoppen scheint, sind dies für die Küstenbewohner Asiens und Südostasiens keine guten Aussichten. (Nature, Geoscience, 2016; doi: 10.1038/ngeo2792)
(Nature, 07.09.2016 – NPO)