Von wegen nur auf Leckerlis aus: Für Hunde ist verbales Lob als Belohnung genauso wichtig wie Futter. Das belegt nun ein Experiment mit unseren treuesten Begleitern. Demnach reagieren die meisten Tiere auf lobende Worte von Herrchen oder Frauchen ähnlich stark wie auf Leckereien. Für einige scheint die verbale Belohnung gar bedeutsamer zu sein, wie die Forscher berichten. Das zeige, wie wichtige der soziale Kontakt für die Vierbeiner sei.
Der Hund ist nicht nur seit Jahrtausenden der sprichwörtlich beste Freund des Menschen – er hat sich auch wie kaum ein anderes Tier auf uns eingestellt. So erkennen Hunde den emotionalen Gehalt unserer Äußerungen, verstehen unser Lächeln als Ausdruck guter Stimmung und können sogar unsere Blicke deuten. Wie eng die soziale Bindung zwischen Menschen und ihren treuen Begleitern ist, zeigt sich auch daran, welche Folgen der Blickkontakt zwischen beiden hat: Das gegenseitige Anschauen sorgt für eine Freisetzung des „Kuschelhormons“ Oxytocin – bei Mensch und Hund.
Doch was macht die Beziehung zwischen den Vierbeinern und „ihren“ Menschen wirklich aus? „Eine Theorie über Hunde ist, dass sie hauptsächlich Pawlowsche Maschinen sind: Sie wollen Futter – und ihre Halter sind lediglich das Mittel, daran zu kommen“, sagt Gregory Berns von der Emory University in Druid Hills. „Eine andere, gängigere Interpretation ihres Verhaltens ist, dass Hunde tatsächlich den menschlichen Kontakt an sich wertschätzen.“ Der Neurowissenschaftler und seine Kollegen haben nun untersucht, welche These stimmt.
Welche Belohnung wirkt am besten?
Für ihre Studie testeten die Forscher, wie das Gehirn der Tiere auf unterschiedliche Belohnungsreize reagiert. Das Team ist das erste, das Hunde so trainiert hat, dass sie freiwillig einen Magnetresonanztomografen (fMRT) betreten und sich während des Scan-Vorgangs ruhig verhalten. Für den Versuch lernten die 15 tierischen Probanden zunächst, drei Objekte mit bestimmten Ergebnissen zu assoziieren: Ein pinkfarbenes Spielzeugauto bedeutete Futter, ein blauer Ritter verbales Lob von Herrchen oder Frauchen, bei einer Haarbürste gab es keine Belohnung. Anschließend testeten die Wissenschaftler, welcher der Gegenstände das Belohnungszentrum der Hunde am stärksten aktivierte.
Die Ergebnisse zeigten: Die treuen Begleiter des Menschen sind keineswegs nur auf Leckerlis aus. „Die meisten Hunde favorisierten das Lob ihres Halters gegenüber dem Futter oder reagierten auf beide Belohnungen ähnlich. Nur zwei der Hunde waren echte Vielfraße und zeigten eine starke Präferenz für das Futter“, berichtet Berns. Konkret schienen vier der Tiere sehr auf ihren Menschen fixiert zu sein und neun Lob wie Futter zumindest gleichermaßen wertzuschätzen.
Durchs Labyrinth zu Herrchen und Frauchen
Die anhand der Gehirnbilder abgeleiteten Vorlieben bestätigten sich auch in einem Verhaltenstest. Dafür mussten sich die Hunde in einem einfachen Labyrinth für einen von zwei Wegen entscheiden – ein Gang führte zu einer Schale voller Leckereien, der andere zu Herrchen oder Frauchen, die ihren Hund bei der Ankunft mit lobenden Worten beglückten.
Tatsächlich wechselten die meisten Vierbeiner während der verschiedenen Durchgänge des Experiments gleichmäßig zwischen Futter und Mensch. Jene, die im Gehirntest jedoch eine starke Präferenz für das verbale Lob ihres Halters gezeigt hatten, liefen in 80 bis 90 Prozent der Fälle zu ihrer Bezugsperson. „Das offenbart, wie wichtig Lob für Hunde ist – soziale Belohnung hat für sie womöglich eine ähnliche Bedeutung wie für uns Menschen“, kommentiert Berns. (Social Cognitive and Affective Neuroscience, 2016; doi: 10.1093/scan/nsw102)
(Emory University, 17.08.2016 – DAL)