Neuzugang im Sonnensystem: Astronomen haben jenseits des Neptun einen zuvor unbekannten Zwergplaneten entdeckt. Das 2015 RR245 getaufte Objekt ist rund 700 Kilometer groß und umkreist die Sonne auf einem extrem großen, elliptischen Orbit. Der Zwergplanet ist an seinem sonnenfernsten Punkt 120 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, er benötigt 700 Jahre für einen Umlauf.
Jenseits des Neptun beginnt eine ganz eigene Zone des Sonnensystems. Denn hier tummeln sich in einem weiten Gürtel unzählige kleinere und größere eisige Brocken, meist Überbleibsel aus den Anfängen des Systems. Die Entdeckung dieser Transneptunier und vor allem der beiden großen Zwergplaneten Eris und Haumea führte 2006 zur Abwertung des Pluto vom Planeten zum bloßen Zwergplaneten.
„Das war ein Punkt auf dem Schirm“
Jetzt haben Astronomen des Outer Systems Origins Survey (OSSOS) einen neuen Vertreter der transneptunischen Zwergplaneten entdeckt. Sie fanden den 2015 RR245 getauften Brocken in Aufnahmen des Canada-France-Hawaii Teleskops auf dem Mauna Kea. „Da war ein Punkt auf dem Schirm, der sich so langsam bewegte, dass er mindestens doppelt so weit von der Sonne entfernt sein musste wie der Neptun“, berichtet Michele Bannister von der University of Victoria in Kanada.
Nähere Untersuchungen ergaben, dass der neuentdeckte Zwergplanet einen großen, elliptischen Orbit besitzt – einen der größten bisher von Zwergplaneten bekannten. Er bewegt sich einen Großteil seiner 700 Jahre dauernden Umlaufzeit mehr als 80 astronomische Einheiten von der Sonne entfernt durch die eisigen Außenwelten unseres Planetensystems. Bei seiner nächsten Annäherung – die nächste findet 2096 statt – ist er noch immer 34-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde.
Wahrscheinlich rund 700 Kilometer groß
Wie groß der Zwergplanet RR2455 genau ist, lässt sich bis jetzt nur schwer feststellen. Denn wie hell er im Teleskopbild erscheint, hängt neben seiner Größe und Entfernung auch von der Beschaffenheit und Reflexion seiner Oberfläche ab. „RR245 könnte klein und glänzend sein oder groß und matt“, so Bannister.
Wahrscheinlich aber liegt seine Größe bei rund 700 Kilometern, so die Schätzung der Forscher. Damit ist das neuentdeckte Objekt ein Zwergplanet und steht an Rang 18 der größten Bewohner des Kuipergürtels. „Die meisten eisigen Welten jenseits des Neptun sind furchtbar klein und dunkel“, erklärt Bannister. „Es ist wirklich aufregend, einen Transneptunier zu entdecken, der groß und hell genug ist, um ihn im Detail studieren zu können.“
Endgültiger Name kommt noch
Die unzähligen jenseits des Neptun kreisenden Objekte gelten als eisige Relikte aus der Frühzeit der Planetenbildung. Die meisten der größeren Brocken wurden jedoch zerstört oder aus dem Sonnensystem herausgeschleudert, als die großen Gasplaneten in ihre heutige Bahn wanderten. Zu den wenigen Überlebenden gehören Pluto, Haumea, Eris – und RR 245.
Seinen endgültigen Namen – jenseits der pragmatischen Ziffern- und Buchstabenkennung – wird RR 245 erst erhalten, wenn die Astronomen in einigen Jahren mehr über ihn und die genauen Bahnparameter seines Orbits herausgefunden haben. Dann jedoch kann das OSSOS-Team als die Entdecker dieses Neuzugangs der Internationalen astronomischen Union (IAU) einen Namen vorschlagen.
Nach Einschätzung der Astronomen könnte RR 245 einer der letzten größeren Transneptunier sein, die mit bestehenden Teleskopen entdeckt wurden. Weitere Funde erhoffen sie sich aber künftigen, leistungsstärkeren Teleskopen wie dem Large Synoptic Survey Telescope in Chile, das 2019 sein „First Light“ erleben soll.
(Canada-France-Hawaii Telescope Corporation, 12.07.2016 – NPO)