Biologie

Auch Wildschweine haben einen Magnetsinn

Schweine richten sich beim Fressen und Ruhen bevorzugt in Nord-Südrichtung aus

Wildschweine richten sich bevorzugt in Nord-Südrichtung aus © Marieke Kuijpers/ freeimages

Sechster Sinn: Wildschweine und afrikanische Warzenschweine können offenbar die Richtung des Erdmagnetfelds erspüren. Beim Fressen und Ruhen richten sie sich bevorzugt an der magnetischen Nord-Südrichtung aus, wie Forscher beobachtet haben. Damit gehören sie neben Vögeln, einigen Fischen, Füchsen, Hunden und Kühen zu den Tieren, die einen Magnetsinn besitzen. Wie die Schweine das Magnetfeld wahrnehmen, ist aber noch unbekannt.

Von Zugvögeln ist bekannt, dass sie eine Art inneren Kompass besitzen: Sie orientieren sich auf ihrem Flug anhand der Feldlinien des Erdmagnetfelds. Aber auch Lachse, Forellen und Karpfen besitzen ebenso einen Magnetsinn, wie Füchse Kühe und auch Hunde. Letztere nehmen das Magnetfeld offenbar über bestimmte Moleküle im Auge wahr, wie Forscher kürzlich herausfanden.

Wildschweine und Warzenschweine im Test

Den Magnetsinn einer weiteren Säugetiergruppe haben nun Pascal Malkemper von der Universität Duisburg-Essen und seine Kollegen auf die Probe gestellt: Sie wollten wissen, ob vielleicht auch Wildschweine und ihre afrikanischen Verwandten die Warzenschweine Anzeichen für eine Wahrnehmung des irdischen Magnetfelds zeigen.

Dafür untersuchten die Forscher das Verhalten von 1.614 Wildschweinen in Tschechien und 1347 Warzenschweinen an sechs afrikanischen Ländern. Sie überprüften dabei, ob die Tiere eine Vorliebe für eine bestimmte Ausrichtung ihres Körpers beim Ruhe oder Herumstehen zeigen. „Eine solche Präferenz gilt als klarer Indikator für magnetsensitive Fähigkeiten“, erklären die Wissenschaftler.

Vorliebe für die Nord-Südrichtung

Und tatsächlich: „Die Wildschweine, die wir beobachtet haben, zeigten eine hochsignifikante Vorliebe für eine Orientierung ihres Körpers entlang der magnetischen Nord-Südachse“, berichten Malkemper und seine Kollegen. Am stärksten war dieses Verhalten bei Männchen und Jungtieren ausgeprägt. Auch die Ruhekuhlen der Wildschweine lagen häufig in dieser Ausrichtung.

Afrikanische Warzenschweine könnten ebenfalls einen Magnetsinn besitzen. © Herrick/CC-by-sa 2.0 de

Ähnliches beobachteten die Forscher für die afrikanischen Warzenschweine. Auch bei diesen bevorzugte eine Mehrheit beim Fressen oder Ruhen die Nord-Südrichtung. Allerdings gab es bei den Warzenschweinen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wie die Biologen berichten. Für beide Schweinearten galt: Tageszeit, Jahreszeit oder Wetterbedingungen scheinen für die Richtungsvorliebe keine Rolle zu spielen.

„Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass auch diese Schweine einen Magnetsinn besitzen“, sagt Malkemper. „Sie tragen damit zur immer größeren Menge der Belege für einen solchen Sinn bei Säugetieren bei.“ Die spannende Frage sei nun, wie die Wildschweine und Warzenschweine das Erdmagnetfeld wahrnehmen und ob sie es für die Orientierung nutzen. (Mammal Review, 2016; doi: 0.1111/mam.12077)

(Wiley, 23.06.2016 – NPO)

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