Mikrobiologie

Was lebt in unserer Nase?

Jeder Mensch hat eine individuelle Bakterien-Signatur in der Nasenhöhle

Unsere Nase beherbergt eine ganz individuelle Lebenswwelt von Bakterien. © Photo.com/ iStock.com

Wimmelndes Leben: Jeder Mensch trägt in seiner Nase eine eigene kleine Lebenswelt mit sich herum. Denn die Mikroben der Nasenhöhle sind bei jedem individuell verschieden, wie deutsche Forscher ermittelt haben. Dennoch gibt es einander ähnliche Untergruppen der Nasenflora. Das Wissen um diese Gruppen könnte künftig die medizinische Behandlung erleichtern.

Wir sind nie allein: Überall in und auf uns leben Mikroben, ob im Darm, auf unserer Haut oder sogar in der Luft um uns herum. Die Zusammensetzung dieses Mikrobioms verrät dabei einiges über uns, unsere Gesundheit und unsere Lebensweise, selbst der Staub in unseren Wohnungen trägt diese persönliche und verräterische Signatur.

Ein spezielles Refugium unseres Mikrobioms haben nun Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig genauer untersucht: unsere Nasen. Für ihre Studie nahmen sie bei 80 Probanden Abstriche und Gewebeproben aus verschiedenen Zonen der Nasenhöhle und analysierten sie auf ihre mikrobielle Zusammensetzung hin.

Individuell wie ein Fingerabdruck

Das Ergebnis: Jeder Mensch trägt auch in seiner Nase eine ganz individuelle Lebenswelt von Bakterien mit sich herum. Diese bakterielle Signatur ist beinahe so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck. Die meisten Mikroben des Naseninnenraums sind dabei harmlos, andere können Krankheiten auslösen.

Überraschenderweise macht es dabei keinen Unterschied, an welcher Stelle der Nase man die Bakterien-Zusammensetzung untersucht: „Das ist ein ganz anderes Ergebnis als man es etwa bei Untersuchungen der Mundhöhle erhält“, erklärt Seniorautor Dietmar Pieper. „Dort gibt es scharf abgegrenzte Bereiche mit sehr unterschiedlichen Bakterien-Gemeinschaften.“

Ähnliche Gruppen der Nasen-Flora

Allerdings: Die Nasen-Mikrobiome folgen bestimmten Mustern. Im Überblick gesehen lassen sich demnach mindestens 13 einander ähnliche Untergruppen der Nasen-Flora unterscheiden, wie die Forscher berichten. Am häufigsten sind dabei Bakteriengemeinschaften, in denen die eher harmlose Bakterienart Corynebacterium accolens dominierte. Eine andere Gruppe weist – neben weiteren Keimen – besonders viele potenziell problematische Staphylococcus aureus-Bakterien auf.

Einige Stämme dieser Bakterienart sind gegen viele gängige Antibiotika resistent. „Meist verursachen sie keine Symptome, doch wenn sie beispielsweise in offene Wunden eindringen, kann das sehr problematisch werden“, erklärt Pieper. Das Wissen um diese Mikrobiom-Gruppen könnte daher medizinisch bedeutsam sein, etwa wenn die betreffenden Personen auf Antibiotika-Behandlungen oder andere Therapien unterschiedlich reagieren.

„Es ist anzunehmen, dass das individuelle Mikrobiom die Wirksamkeit verschiedener Therapien beeinflusst“, sagt Pieper. „Wir sehen mit dem Vorhandensein einer begrenzten Anzahl an Mikrobiom-Typen das Potenzial, Behandlungen im Sinne einer personalisierten Medizin individuell an den jeweiligen Patienten anzupassen.“

Kein Unterschied bei chronischer Nasenentzündung

Und noch etwas überraschte die Wissenschaftler: Bei Menschen, die an chronischer Rhinosinusitis leiden – einer anhaltenden Entzündung der Schleimhäute in Nase und Nasennebenhöhlen – fanden sie die gleichen Gruppen von Bakterien-Profilen wie bei Gesunden. Bei ihnen kamen weder mehr noch grundsätzlich andere Mikroben vor. Auch das Vorhandensein von Nasenpolypen scheint die Bakterienflora in unseren Nasen kaum zu beeinflussen.

„Man hätte erwarten können, dass bei chronischen Entzündungen andere Keime zahlenmäßig vorherrschen – sei es als Ursache oder als Folge der Erkrankung“, erklärt Pieper. „Die Rolle der Bakterien bei der Rhinosinusitis bleibt daher ungeklärt.“ (Environmental Microbiology, 2016; doi: 10.1111/1462-2920.13378)

(Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 27.05.2016 – NPO)

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