Paläontologen haben in Nordamerika zwölf Millionen Jahre alte Fossilien einer bisher unbekannten Hundeart entdeckt. Sie gehörte wohl zu den letzten überlebenden Spezies der urzeitlichen Hundegruppe der Borophaginae, die für ihre massiven Kiefer berüchtigt sind. Trotz ihrer starken Zähne ernährte sich die neue Art jedoch nicht ausschließlich von Fleisch: Ihre Ernährung ähnelte eher der eines Bären.
Sie hatten starke Kiefer, große Zähne und ähnelten den heute lebenden Hyänen: Die urzeitlichen Hunde der Unterfamilie Borophaginae streiften zu einer Zeit entlang der Küsten Nordamerikas, als noch so berüchtigte Räuber wie der Riesenhai Megalodon die Ozeane durchflügten. Ihr massives Gebiss hat den Urzeit-Hunden im englischsprachigen Raum den Beinamen „bone-crushing dogs“ verliehen – Knochenbrecher-Hunde.
Paläontologen kennen rund 66 verschiedene Spezies dieser Caniden – und auf den ersten Blick schien auch ein am Strand entlang der Calvert Cliffs in Maryland gefundenes Fossil zu einer dieser Arten zu gehören. Denn von dem Hund war nur ein Zahn erhalten, der den Kauwerkzeugen der Spezies Cynarctus marylandica zum Verwechseln ähnlich sah.
Nahrungsvorlieben wie ein Bär
Bei einer eingehenderen Untersuchung stellten Wissenschaftler um Steven Jasinski vom State Museum of Pennsylvania dann aber doch Unterschiede fest: „Wir entdeckten, dass die Kauflächen ganz anders aussahen“, berichten die Forscher. „Wir glauben deshalb, dass es sich um eine neue Spezies handelt, die mit den bekannten Borophaginae verwandt ist.“
Die neue Spezies Cynarctus wangi war etwa so groß wie ein Koyote und ernährte sich ihrem Gebiss zufolge eher Hunde-untypisch: „Wahrscheinlich bestand die Nahrung des Caniden nur zu einem Drittel aus Fleisch und er ergänzte dies zum Beispiel durch Insekten oder Pflanzen“, sagt das Team. „Seine Ernährung glich damit mehr einem kleinen Bären als einem Hund.“
Einer der letzten Borophaginae?
Gelebt hat C. wangi laut Jasinski und seinen Kollegen vor rund zwölf Millionen Jahren – damit könnte er zu den letzten Borophaginae gehört haben, die Nordamerika bevölkerten: „Die Unterfamilie war vor allem vor 30 Millionen bis vor etwa zehn Millionen Jahren weit verbreitet und artenreich“, sagt das Team. Die Blütezeit der Hunde endete dann jedoch – es gab immer weniger Arten, bis die letzten vor etwa zwei Millionen Jahren ausstarben.
„Zu diesen letzten Arten hat vermutlich auch C. wangi gehört“, glauben die Wissenschaftler. „Wahrscheinlich wurde er schließlich von den Vorfahren der heute lebenden Wölfe, Koyoten und Füchse verdrängt.“ (Journal of Paleontology, 2016; doi: 10.1017/jpa.2016.17)
(University of Pennsilvania, 12.05.2016 – DAL)