Zoologie

Forscher filmen riesigen Krabbenschwarm

Krebse schwimmen ungewöhnlich weit im Süden

Kleine Krabben im großen Schwarm © Jesús Pineda

Überraschung am Meeresgrund: In über 300 Metern Tiefe sind Forscher in Panama auf einen Schwarm aus tausenden Krabben gestoßen. Nicht nur die Größe der schwimmenden Gruppe erstaunte die Experten. Allein diese Art dort überhaupt anzutreffen sei ein Novum, wie sie berichten. Denn noch nie wurden die kleinen Krebse so weit südlich gesichtet.

Die kleinen roten Krabben der Art Pleuroncodes planipes stehen in der Nahrungskette ganz unten: Sie sind eine wichtige Futterquelle für Fische wie den Gelbflossen-Thunfisch, für Vögel und für Meeressäuger – und erfüllen damit eine wichtige Funktion im Ökosystem Ozean. Üblicherweise kommen diese Krabben im Golf von Kalifornien und in den Gewässern der Küsten Mexikos vor, insbesondere entlang der Westküste des Bundesstaates Baja California.

Umso überraschter war deshalb eine Gruppe von Meeresforschern um Jesús Penida von der Woods Hole Oceanographic Institution, als sie die Tierchen während einer Expedition in Panama entdeckte. Völlig unerwartet trafen die Wissenschaftler dort an einem Unterseeberg an der Hannibal Bank im Golf von Chiriquí auf einen dichten Schwarm aus tausenden Krabben.

Trübe Schicht – die lebt!

Wie Penida und seine Kollegen berichten, tauchte der Schwarm während eines Tauchgangs mit einem Unterwasserrover plötzlich vor ihnen auf: „Je näher wir dem Meeresboden kamen, desto dunkler wurde das Wasser. Da war eine trübe Schicht, durch die wir nicht hindurchsehen konnten“, sagt Penida.

Zunächst hätten sie nicht gewusst, was sie da vor sich hatten: „Erst dachten wir, es seien Ablagerungen aus toten Pflanzen- oder Tierteilen. Doch dann sahen wir, wie sie sich bewegten. Sie schwärmten wie Insekten“, berichtet der Forscher. Sein beeindruckendes Erlebnis hielt das Team auf einem Video fest und nahm zudem einige Proben mit.

Tausende Krabben am Meeresgrund: Diese ungewöhnliche Entdeckung filmten Forscher in Panama© Woods Hole Oceanographic Institution

Mit deren Hilfe identifizierten die Forscher die Krabben als Pleuroncodes planipes – eine ungewöhnliche Entdeckung: „Noch nie hat jemand diese Art so weit südlich vorgefunden“, sagt Penida. Eine Art am äußersten Rand ihres Verbreitungsgebiets in einer solchen Vielzahl anzutreffen, sei äußerst ungewöhnlich.

Versteck vor Fressfeinden?

Dort, wo die Forscher den Schwarm fanden, sind die Bedingungen für Leben eigentlich eher schlecht. Dicht am Meeresgrund, in Tiefen von 355 bis 385 Metern enthält das Wasser nur noch geringe Mengen an Sauerstoff. Die Krabbenart Pleuroncodes planipes wurde jedoch nicht nur in Panama, sondern auch in anderen Regionen bereits mehrfach in solchen Tiefen gesichtet. Vielleicht, so die Vermutung der Wissenschaftler, ist das eine Strategie um Fressfeinden zu entgehen.

Für die Zukunft planen Penida und seine Kollegen, noch einmal zur Hannibal Bank zurückzukehren und den Artenreichtum dort weiter zu untersuchen. „Unterseeberge sind wahre ökologische Hotspots, die bisher jedoch nur wenig erforscht sind.“ Weil die tiefen Gewässer zudem sauerstoffarm und sauer seien, herrschten dort gute Bedingungen, um die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Lebensgemeinschaften im Ozean zu untersuchen. (PeerJ, 2016; doi: 10.7717/peerj.1770)

(Woods Hole Oceanographic Institution, 13.04.2016 – DAL)

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