Aussterbe-Rätsel gelöst: Forscher haben herausgefunden, was das Verschwinden des Riesenhais Carcharocles megalodon vor rund 2,6 Millionen Jahren verursachte. Schuld war demnach nicht die sich anbahnende Eiszeit, sondern schlicht der Hunger. Die knapper werdende Beute und eine zunehmende Konkurrenz durch andere Meeresräuber ließen den größten Hai der Erdgeschichte aussterben, so die Forscher im Fachmagazin „Journal of Biogeography“.
Er war der größte Hai, der jemals unsere Ozeane durchpflügte: Carcharocles megalodon wurde bis zu 18 Meter lang und war damit dreimal so groß wie der heute gefürchtete Weiße Hai. Im Meer der damaligen Zeit war dieser Raubfisch damit lange Zeit der unangefochtene Top-Prädator. Doch vor rund 2,6 Millionen Jahren starb Megalodon plötzlich aus. Warum, blieb bis heute weitgehend unklar.
Was war schuld am Aussterben der Monsterhaie?
„Angesichts der meist katastrophalen Konsequenzen ist das Aussterben eines Top-Prädators auch für die moderne Ökologie von großem Interesse“, erklären Catalina Pimiento von der Universität Zürich und ihre Kollegen. Im Falle des Riesenhais vermutete man, dass das beginnende Eiszeitalter und die damit verbundenen Klimaänderungen den Niedergang dieses bis dahin so erfolgreichen Raubfischs auslösten.
Um diese Hypothese zu überprüfen, werteten die Forscher rund 200 Megalodon-Fossilien aus Museumssammlungen und Datenbanken und ihre Fundorte aus. Anhand der Daten rekonstruierten die Wissenschaftlerinnen und die Wissenschaftler die Ausbereitung und den Bestand der Urzeit-Haie und den rund 20 Millionen Jahren vor deren Aussterben.
Niedergang begann vor fünf Millionen Jahren
Das Ergebnis: Noch bis wenige Millionen Jahre vor ihrem Verschwinden waren die Riesenhaie fast weltweit verbreitet. Sie kamen sowohl in den wärmeren Meeresgebieten der Nordhalbkugel als auch vor den Küsten Australiens, Asiens und Südamerikas vor. „Der Weg zum Aussterben von Carcharocles megalodon begann mit einem Rückgang seiner globalen Häufigkeit vor rund fünf Millionen Jahren“, berichten Pimiento und ihre Kollegen. „Dann nahm auch seine geografische Verbreitung ab.“
Aber: Das Muster dieses Rückgangs passt nicht zu den Klimaveränderungen jener Zeit. „Wir konnten keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Aussterben des C. megalodon und den weltweit schwankenden Temperaturen in dieser Zeit feststellen“, so Pimiento. Weder reduzierte sich ihr Vorkommen in kälteren Perioden, noch breiteten sie sich bei wärmer werdenden Wassertemperaturen markant aus.
Biologie statt Klima
Das Klima war demnach nicht der entscheidende Auslöser für den Niedergang der Monsterhaie. Stattdessen scheinen Beutemangel und zunehmende Konkurrenz für ihr Aussterben verantwortlich gewesen zu sein: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass biotische Faktoren und nicht die Temperaturen die Haupttriebkräfte für das Aussterben des größten jemals existierenden Meeresräubers waren“, sagen die Forscher.
Demnach hing der Kollaps der geografischen Verbreitung des Riesenhais vor allem mit Rückgang in der Artenvielfalt der Bartenwale zusammen. Diese Meeressäuger bildeten wahrscheinlich die Hauptnahrung des Megalodon. Doch im Pliozän vor rund fünf Millionen Jahren ging ihre Verbreitung messbar zurück.
Konkurrenz durch andere Meeresräuber
Gleichzeitig tauchten zu jener Zeit neue Konkurrenten für den Monsterhai auf: Der Weiße Hai entstand und auch ein gigantischer räuberischer Pottwal breitete sich in den Meeren aus. Dieser Raubwal wurde 13 Meter lang und war wie Megalodon einer der Top-Prädatoren der Urzeitmeere.
Diese räuberischen Meeresbewohner konkurrierten mit Carcharocles megalodon wahrscheinlich um die gleiche Beute – und diese wurde immer knapper. Der extrem große Monsterhai schaffte es dabei offenbar nicht, sich gegen die etwas kleineren, aber nicht minder gefährlichen Mit-Prädatoren durchzusetzen und starb aus. (Journal of Biogeography, 2016; doi: 10.1111/jbi.12754)
(Universität Zürich, 01.04.2016 – NPO)