Hitomi antwortet nicht: Rund sechs Wochen nach seinem Start ist der japanische Röntgensatellit Hitomi plötzlich in Funkstille verfallen. Obwohl es bis dahin keine Anzeichen für ein Problem gab, ist es Japans Raumfahrtbehörde JAXA bisher nicht gelungen, die Kommunikation voll wiederherzustellen. Beobachtungen von Schrotteilen im niedrigen Erdorbit könnten darauf hindeuten, dass das Observatorium zumindest beschädigt ist.
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Mit dem Satelliten Hitomi – japanisch für Pupille – sollte erstmals seit 1999 wieder ein großes Röntgenobservatorium in die Erdumlaufbahn aufsteigen. Das Observatorium umfasst zwei Röntgenteleskope und vier Detektoren, mit denen es weiche und harte Röntgenstrahlen und Gammastrahlen registrieren kann. Astronomen erhofften sich von Hitomi wertvolle neue Erkenntnisse über Supernovae, Schwarze Löcher und andere Hochenergie-Phänomene des Kosmos.
Entsprechend groß war die Freude, als der Start am 17. Februar 2016 vom Raumbahnhof Tanegashima in Japan aus problemlos gelang. Die Trägerrakete brachte das Observatorium erfolgreich in einen niedrigen Erdorbit in 580 Kilometern Höhe. Alle ersten Tests waren erfolgreich, auch ein Teleskoparm wurde bereits ausgefahren, wie die JAXA berichtete.
Funkstille und Trümmerteile
Doch als die JAXA-Ingenieure am Samstag, 26. März, auf den Status-Bericht von Hitomi warteten, blieb dieser aus. Gleichzeitig registrierte das für Weltraumschrott zuständige US Joint Space Operations Center (JSOC) fünf größere Teile in der Nähe der Position, an der das Observatorium verstummte. Zudem berichtete ein US-Amateurastronom, er hätte Hitomi in unkontrollierter Rotation beobachtet und gefilmt.
Ob das Observatorium komplett auseinander gebrochen ist oder nur Teile verloren hat, ist bisher unklar. Wie die Raumfahrtbehörde JAXA gestern mitteilte, ist es Bodenstationen in Japan und Chile inzwischen gelungen, zweimal sehr kurze Signale von Hitomi einzufangen. „Wir konnten den Zustand des Satelliten dabei jedoch nicht ermitteln, weil der Kontakt zu kurz andauerte“, heißt es.
Totalverlust oder nur Teilschaden?
Noch ist unklar, war mit Hitomi passiert ist. Der plötzliche Ausfall, das Trudeln und die Trümmerteile könnten dafür sprechen, dass der Röntgensatellit mit einem Meteoriten oder anderen Objekt kollidiert ist. Möglich wäre aber auch, dass es eine Explosion an Bord gegeben hat, die die Fragmente in den Weltraum schleuderte. Aus Trackingdaten soll zudem hervorgehen, dass der Satellit am 26. März abrupt an Höhe verloren hat.
Noch ist es nach Ansicht der Experten zu früh, das Röntgenobservatorium komplett verloren zu geben. Die Ingenieure der JAXA berichteten am 29. März, dass sie das Tracking-Signal des Röntgensatelliten inzwischen wieder empfangen können. Ihrer Ansicht nach spricht dies dafür, dass das Observatorium zwar einige Teile verloren hat, aber möglicherweise doch noch funktioniert. Der Verlust der Kommunikation könnte durch das Trudeln verursacht sein, der es dem Satelliten erschwert, seine Antenne auf die Erde zu richten.
An dem 273 Millionen US-Dollar teuren Observatorium sind auch die NASA, die europäische Weltraumagentur ESA, die kanadische Weltraumbehörde und das Niederländische Institut für Weltraumforschung beteiligt.
(JAXA, nature news, science, 30.03.2016 – NPO)