Sonnensystem

Annäherungsrekord bei gleich zwei Kometen

Heute Nachmittag ereignet sich die drittnächste Kometen-Annäherung der Geschichte

So schön wie der hier gezeigte Halleysche Komet ist der aktuelle Vorbeiflug leider nicht - dafür aber näher. © Digital Vision/ iStock.com

Heute Nachmittag kommt ein Komet der Erde so nah wie seit 246 Jahren kein anderer Komet. Der kleinere Brocken wird in „nur“ 3,5 Millionen Kilometern Entfernung an unserem Planeten vorbeifliegen. Das ist die drittnächste Annäherung der Geschichte. Allerdings: Mit bloßem Auge ist der Komet dabei leider nicht zu sehen, dazu ist er zu lichtschwach und klein. Astronomen vermuten, dass er ein Fragment des Kometen ist, der gestern Mittag nur wenig weiter weg die Erde passierte.

Der Vorbeiflug eines Kometen ist oft ein spannendes Ereignis: Sein leuchtender Kopf und der spektakuläre Schweif sind dann sogar mit bloßem Auge oder dem Fernglas sichtbar, so zuletzt im Januar 2015 bei Komet Lovejoy oder PanSTARRS im Jahr 2013. Aber es geht auch weitaus unauffälliger, wie nun die Passage von gleich zwei kleinen Kometen belegt.

Auftakt gestern Mittag

Den Anfang machte gestern Mittag Komet 252P/LINEAR. Der rund 230 Meter große Brocken flog in nur 5,3 Millionen Kilometer an der Erde vorbei. Das entspricht etwa der 14-fachen Entfernung Erde-Mond – und ist damit die fünfgrößte Annäherung eines Kometen in der Geschichte, wie die NASA berichtet. Zu sehen war der im Jahr 2000 entdeckte Komet allerdings nur von der Südhalbkugel der Erde aus.

Die Flugbahnen der beiden Kometen und die Erde am 21./22. März 2016. © Michael Kelley

Obwohl er mit Magnitude 6,1 bis 6,8 zurzeit deutlich heller strahlt, als die Astronomen erwartet hatten, ist der Komet ein wenig zu lichtschwach, um mit bloßem Auge sichtbar zu sein. Das Weltraumteleskop Hubble hat den Kometen aber bei seinem Vorbeiflug ins Visier genommen und wird daher vermutlich bald genauere Bilder liefern können. 252P/LINEAR hat bereits am 15. März 2016 seinen sonnennächsten Punkt passiert und entfernt sich nun wieder aus dem inneren Sonnensystem.

Rekord-Passage heute Nachmittag

Heute Nachmittag um 14:30 Uhr unserer Zeit folgt Komet P/2016 BA14. Dieser ist nur rund halb so groß wie 252P/LINEAR, kommt der Erde aber dafür deutlich näher: Er wird die Erde in nur 3,5 Millionen Kilometern passieren – das ist die neunfache Erde-Mond-Entfernung und die drittnächste Annäherung eines Kometen in der Geschichte.

Wegen seiner geringen Leuchtkraft von nur Magnitude 12 oder 13 wird P/2016 BA14 nicht mit bloßem Auge sichtbar sein. Aber im Internet kann man die Passage live durch die Augen eines Teleskops mitverfolgen. Auf der Website des Virtual Telescope Projekts wie die Kometenpassage live übertragen.

Der Vorbeiflug der beiden „Zwillingskometen“ näher erklärt.© The Kepler Telescope Channel

Sind die Kometen kosmische Zwillinge?

Entdeckt wurde dieser Komet erst vor wenigen Wochen. Damals hielten ihn die Astronomen zunächst für einen Asteroiden, bis sie bei näherer Beobachtung einen ganz schwachen Schweif erkennen konnten. Und noch etwas enthüllten nähere Analysen: P/2016 BA14 folgt seinem gestrigen Vorgänger auf einer sehr ähnlichen Flugbahn.

Das könnte darauf hindeuten, dass beide einen gemeinsamen Ursprung haben. „Komet P/2016 BA14 ist wahrscheinlich ein Fragment von 252P/LINEAR“, erklärt Paul Chodas vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. „Es könnte sein, dass dieses Stück bei einem vorherigen Flug durch das innere Sonnensystem oder bei einer Passage des Jupiter vom größeren Kometen abgebrochen ist.“

Mehr über diesen Kometen sollen Aufnahmen der Infrared Telescope Facility der NASA liefern, die die Passage von P/2016 BA14 mitverfolgen wird. „Komet P/2016 BA14 ist für uns keine Gefahr, aber eine exzellente Chance, um die wissenschaftliche Erforschung der Kometen voranzubringen“, betont Chodas.

(NASA, 22.03.2016 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Kometen - Rätselhafte Vagabunden im Weltraum

Bücher zum Thema

Der Komet im Cocktailglas - Wie Astronomie unseren Alltag bestimmt Von Florian Freistetter

Kosmische Kollisionen - von Lars Lindberg Christensen, Davide de Martin und Raquel Yumi Shida

Armageddon - Der Einschlag von Nadja Podbregar, Ralf Blasius, Harald Frater und Stefan Schneider

Die Planeten - von David McNab und James Younger

Top-Clicks der Woche