Paläontologie

Sibirisches „Einhorn“ lebte länger als gedacht

Urzeitliches Nashorn starb vor höchstens 29.000 Jahren aus

Elasmotherium sibiricum lebte länger als bisher gedacht © Bogdanov/ CC-by-sa 3.0

Überraschender Fund: Das einhörnige Nashorn Elasmotherium sibiricum ist doch nicht vor 350.000 Jahren ausgestorben. Es überlebte viel länger als bisher gedacht. Das zeigt nun das Fossil eines Schädels dieser Rhinozeros-Art, das Forscher in Kasachstan entdeckt haben. Hier scheinen die sibirischen Nashörner noch für lange Zeit einen sicheren Zufluchtsort gefunden zu haben. Denn die Überreste sind nur 29.000 Jahre alt.

Elasmotherium war eine Gattung der Nashörner, die vor 3,6 Millionen bis 50.000 Jahren im nördlichen Eurasien lebte. Anders als ihre heute lebenden Verwandten trugen die urzeitlichen Kolosse nur ein Horn auf ihrer Stirn. Die bekannteste und bisher am besten erforschte Art dieser „Einhörner“ ist Elasmotherium sibiricum. Knapp fünf Meter lang und zwei Meter hoch konnten diese Nashörner werden. Verbreitet waren sie vom Schwarzen Meer bis in das östliche Kasachstan.

Vor rund 350.000 Jahren starben diese sibirischen Nashörner aus – davon gingen Experten zumindest bislang aus. Ein Fossilienfund zeigt nun jedoch: Elasmotherium sibiricum könnte viel länger überlebt haben als gedacht.

Erstaunlich junges Fossil

Wissenschaftler um den Paläontologen Andrey Shpanski von der Tomsk State University in Russland haben in der Nähe der Stadt Pawlodar im Norden Kasachstans den gut erhaltenen Schädel eines Elasmotherium sibiricum-Exemplars entdeckt. Zwar weist er einige kleinere Sprünge auf, ist aber ansonsten weitgehend unbeschädigt.Den Forschern zufolge handelte sich um ein ziemlich großes Individuum dieser Art – größer als jedes, das bisher in der Literatur beschrieben wurde. Die größte Überraschung aber lieferte die Altersbestimmung des Fossils: Die sterblichen Überreste des Nashorns sind laut der Radiokarbon-Datierung nur 29.000 Jahre alt.

Letzter Zufluchtsort: Kasachstan

Lange nachdem die Art in einem Großteil ihres Verbreitungsgebiets bereits ausgestorben war, scheinen in Kasachstan demnach noch sibirische Urzeit-Nashörner gelebt zu haben. Hier fanden die Tiere offensichtlich einen letzten Zufluchtsort.

Womöglich, so die Wissenschaftler, könnten auch andere Tiere länger gelebt haben als bisher vermutet. Die Altersbestimmung fossiler Überreste von Lebewesen könnte in Zukunft noch mehr solcher Überraschungen zu Tage fördern, schreiben sie. (American Journal of Applied Science, 2016; doi: 10.3844/ajassp.2016.131.134)

(National Research Tomsk State University, 21.03.2016 – DAL)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt

Bücher zum Thema

Fantastisches Tierreich - Zwischen Legende und Wirklichkeit von John Downer

Das Leben der Säugetiere - von David Attenborough, Dan Jones, und Ben Salisbury

Top-Clicks der Woche