Alternative zur Mammografie? Forscher haben eine Tablette entwickelt, die Brustkrebs im Körper sichtbar machen kann. Ein Kontrastmittel markiert dabei gezielt entartete Zellen und bringt sie zum Leuchten. Im Versuch mit Mäusen habe sich das Diagnoseverfahren schon vielversprechend gezeigt, berichten die Wissenschaftler auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society. Funktioniert die Pille auch sicher beim Menschen, könnte Frauen künftig die Belastung mit Röntgenstrahlung bei der Mammografie erspart bleiben.
Es kann jeden treffen: Weltweit erkrankt jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens an Krebs. Dabei ist Brustkrebs die häufigste bösartige Tumorerkrankung. Eine rechtzeitige und regelmäßige Vorsorge soll dabei helfen, einen möglichen Krebs schon früh zu entdecken und damit die Überlebenschancen der betroffenen Frauen zu erhöhen. Mithilfe der Röntgenuntersuchung der Brust durch Mammografie funktioniert das recht gut, wie Studien belegen.
Doch es gibt eine Kehrseite: Zum einen sind Frauen durch regelmäßige Mammografie einer erhöhten Dosis Röntgenstrahlen ausgesetzt. Zum anderen aber kann ein falsch positives Ergebnis völlig unnötig Angst auslösen – und im Extremfall sogar sinnlose Behandlungen nach sich ziehen. Auch andere Diagnoseverfahren wie Bluttests sind nicht hundertprozentig aussagekräftig. Sie verraten dem Mediziner zum Beispiel nichts über die Lokalisation des Tumors.
Solche Unsicherheiten wollen Wissenschaftler um Greg Thurber von der University of Michigan künftig ausräumen. Sie haben eine Pille entwickelt, die sicher zeigen soll, welche Patienten wirklich eine Therapie benötigen – und welche nicht.
Leuchtende Krebszellen
Die Entwicklung der Forscher enthält ein Kontrastmittel, das sich im Körper gezielt an Krebszellen bindet oder an Blutgefäße, die typisch für einen Tumor sind. Es markiert sozusagen verdächtige Stellen. Für Mediziner werden diese mithilfe von Licht im Nahinfrarot-Bereich sichtbar, weil sie dank des bildgebenden Mittels fluoreszieren.
Dass das funktioniert, zeigte ein Versuch mit Mäusen: Nach der Einnahme der Pille gelangte genügend Kontrastmittel in den Blutstrom der Tiere und machte Krebszellen verlässlich sichtbar. Tumore hoben sich dabei deutlich von umgebendem Gewebe ab.
Einen Haken gibt es jedoch: Das Nahinfrarotlicht dringt nur ein bis zwei Zentimeter tief in das Gewebe ein. Tumore, die tiefer liegen, können auf diese Weise nicht erkannt werden. Die Wissenschaftler wollen ihre Methode deshalb auch mit Ultraschall kombinieren. Damit könne man die meisten Krebserkrankungen entdecken, so die Hoffnung.
Weniger Risiken?
Der Vorteil der Tablette liegt auf der Hand. Sie ist einfach einzunehmen und belastet die Frauen nicht mit Strahlung, betonen die Forscher. „Es wird immer wieder kontrovers diskutiert, wann Frauen mit dem Vorsorgescreening beginnen sollten – gerade wegen der Risiken“, sagt Thurber. „Unsere Methode könnte das ändern.“
Die Wissenschaftler wollen die Zusammensetzung der Pille nun für menschliche Patienten anpassen. Zudem versuchen Thurber und seine Kollegen, das Kontrastmittel so zu verändern, dass es nur besonders aggressive Tumore markiert. So könnten Mediziner solche Krebserkrankungen von weniger gefährlichen, langsam wachsenden Tumoren unterscheiden. Wann die ersten klinischen Studien am Menschen starten, ist jedoch unklar.
(American Chemcial Society, 15.03.2016 – DAL)