Nadeln gegen die Schmerzen: Akupunktur könnte gegen die Symptome der Fibromyalgie helfen. In einer spanischen Studie halfen neun Wochen der chinesischen Nadeltherapie besser gegen Schmerzen und Erschöpfung als eine Schein-Akupunktur. Die positive Wirkung hielt zudem bis zu ein Jahr an, wie die Forscher berichten. Ihrer Ansicht nach spricht dies dafür, dass diese alternative Behandlung Patienten mit der chronischen Schmerzerkrankung echte Linderung verschaffen kann.
Wer unter Fibromyalgie leidet, hat es gleich doppelt schwer: Zum einen sorgen chronische Schmerzen, Erschöpfung, Druckempfindlichkeit und Depressionen für teilweise starke Beschwerden, zum anderen aber ist diese Schmerzerkrankung bis heute nur schwer eindeutig zu diagnostizieren. Oft gelingt dies nur im Ausschlussverfahren, auch wenn Forscher 2013 erste körperliche Indikatoren nachgewiesen haben.
Um ihre Beschwerden zu lindern, suchen viele Patienten Hilfe bei alternativen Heilmethoden: „91 Prozent der Patienten mit Fibromyalgie haben bereits eine Form der komplementären Medizin ausprobiert“, erklären Jorge Vas vom Doña Mercedes Gesundheitszentrum in Sevilla und seine Kollegen. Ob jedoch Akupunktur gegen die Symptome der Fibromyalgie und andere Schmerzerkrankungen hilft, blieb in bisherigen Studien widersprüchlich.
Nadeln gegen Schmerzen und Erschöpfung
In ihrer Studie haben Vas und seine Kollegen die Wirkung von traditioneller Akupunktur gegenüber Schein-Akupunktur bei 153 Fibromyalgie-Patientinnen überprüft. Alle erhielten neun Wochen lang einmal pro Woche eine 20-minütige Behandlung. Bei der Schein-Akupunktur wurden Nadeln in Führröhrchen nur auf die Haut aufgesetzt, bei der personalisierten Akupunktur wurden die Nadelpunkte nach chinesischer Tradition gemäß der Konstitution der Patientinnen ausgewählt.
Weder die Teilnehmerinnen noch die auswertenden Forscher wussten, wer welche Behandlung erhielt. Befragungen ergaben aber, dass in jeder der beiden Gruppen drei Viertel der Ansicht waren, dass sie die richtige Akupunktur bekommen hatten.
41 Prozent Schmerzlinderung
Das Ergebnis: Nach zehn Wochen war die subjektive Schmerzintensität in der echten Akupunkturgruppe um 41 Prozent gesunken, in der Gruppe mit der Schein-Akupunktur um 27 Prozent, wie die Forscher berichten. Auch die Schmerzschwelle bei Druck und die Zahl der schmerzhaften Druckpunkte war bei diesen Patientinnen signifikant stärker zurückgegangen, ebenso wie Müdigkeit und Depressionen, wie die Befragung ergab.
„Der von uns festgestellte positive Effekt der Akupunktur war deutlich größer als es eine kürzlich erfolgte systematische Review früherer klinischer Studien ergeben hatte“, betonen die Forscher. Möglicherweise liege dies an den individuell ausgewählten und im Laufe der Therapie angepassten Akupunkturpunkten.
Die heilsame Wirkung der Behandlung war nach Angaben der Forscher auch größer als bei einigen der Medikamentenstudien von Mitteln gegen Fibromyalgie-Symptome wie Pregabalin oder Duloxetin. Die positiven Effekte der Akupunktur hielten zudem noch bis zu ein Jahr an. Vas und Kollegen sind daher nicht der Meinung, dass es sich hier nur um einen Placebo-Effekt gehandelt haben könnte.
Echte Hilfe – mit einigen Schwachpunkten
Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dieses Ergebnis dafür, dass Akupunktur Patienten mit Fibromyalgie echte Linderung verschaffen kann – und das mit nur wenigen Nebenwirkungen. „Unsere Studie zeigt, dass eine individualisierte Akupunktur-Behandlung der Fibromyalgie die Schmerzen lindern kann und die Lebensqualität der Patienten erhöht“, konstatieren Vas und seine Kollegen.
Allerdings räumen die Forscher auch einige Schwachpunkte ihrer Studie ein: So brachen mehr Teilnehmerinnen mit der echten Akupunktur die Behandlung ab als in der Scheinakupunkturgruppe (sieben gegenüber zwei). In der „Echt“-Gruppe nahmen zudem mehr Patientinnen höhere Dosen von Schmerzmitteln ein. Letzteres sei aber nicht signifikant genug gewesen, um sich auf die Ergebnisse auszuwirken – so jedenfalls die Ansicht der Wissenschaftler. (Acupuncture in Medicine, 2016; doi: 10.1136/acupmed-2015-010950)
(British Medical Journal, 17.02.2016 – NPO)