Biologie

Bettwanzen werden immer resistenter

Giftabbauende Enzyme machen die Blutsauger zunehmend immun gegen gängige Insektizide

Blutsaugende Bettwanze - vielen von ihnen können auch gängige Insektizide nichts mehr anhaben. © CDC

Hartnäckige Butsauger: Bettwanzen werden offenbar zunehmend resistent gegen die bei ihrer Bekämpfung eingesetzten Insektizide. Das belegen Experimente von US-Forschern. Gerade Bettwanzen-Populationen in Großstädten sind demnach bereits weitgehend immun gegen die gängigen Neonicotinoid-Präparate. Das macht die Bekämpfung dieser unbeliebten Blutsauger immer schwieriger.

Obwohl wir unser Zuhause mit hunderten von Insekten und Spinnen teilen, merken wir meist wenig davon. Gehören allerdings Bettwanzen zu unseren Mitbewohnern, dann lassen die Folgen nicht lange auf sich warten: Heftig juckende, rote Quaddeln zeugen von ihrem meist nächtlichen Blutmahl. In jüngster Zeit breiten sich die sechsbeinigen Blutsauger wieder vermehrt aus – auch weil sie durch Reisen in südliche Länder immer häufiger eingeschleppt werden.

Das Problem: Haben sich die lichtscheuen Insekten erst einmal bei uns eingenistet, sind sie meist nur mit brachialem Insektizideinsatz zu beseitigen. In den letzten Jahren kam meist eine Mischung aus Pyrethroiden und Neonicotinoiden zum Einsatz. Doch wie sich jetzt zeigt, scheinen die Bettwanzen nach und nach gegen diese eigentlich tödliche Mischung immun zu werden.

Zehntausendfache Dosis

Troy Anderson vom Virginia Polytechnic Institute in Blacksburg und seine Kollegen setzten in ihrem

Experiment Bettwanzen aus Wohnungen in Michigan und Cincinnati vier verschiedenen gängigen Neonicotinoiden aus. Eine weitere Bettwanzengruppe stammte aus einer Laborkolonie, die seit 30 Jahren ohne Kontakt zu Insektiziden gehalten wird.

Bettwanze (Cimex lectularius) nach dem Blutmahl © Virginia Tech

Das Ergebnis: Während die sensiblen Labor-Bettwanzen schon bei wenigen Nanogramm der Insektizide tot umfielen, schien dies die in den Großstädten eingesammelten Bettwanzen wenig zu irritieren. Erst bei der mehr als zehntausendfachen Dosis starben auch sie an dem Insektengift, wie die Forscher berichten. Die städtischen Blutsauger waren je nach Neonicotinoid zwischen 200 und 33.000 Mal resistenter als ihre Artgenossen im Labor.

Enzyme gegen das Gift

Der Grund für diese unerwartete Resistenz ist eine günstige Voranpassung der Bettwanzen, wie die Forscher erklären. Denn schon länger ist bekannt, dass die Insekten gegen einige Gifte aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen können: Sie produzieren Enzyme, die diese Gifte besonders schnell abbauen und so deren toxische Wirkung mindern.

Der ständige Kontakt mit den Insektiziden sorgte dafür, dass gerade städtische Bettwanzen ihre Enzymproduktion im Laufe der Zeit steigerten. Das bestätigen Untersuchungen der im Experiment eingesetzten Bettwanzen. Wie die Forscher feststellten, lag der Spiegel diese Antigift-Enzyme bei den Wanzen aus Michigan und Cincinnati deutlich höher als bei den insektizidnaiven Bettwanzen aus dem Laborstamm.

„Wir müssen unsere Strategien ändern“

„Das bedeutet, dass wir einige unserer Strategien gegen die Bettwanzen ändern müssen, denn die Mittel, die wir momentan zur chemischen Bekämpfung nutzen, wirken nicht mehr so effektiv wie noch bei ihrer Einführung „, sagt Anderson. „Als Folge geben Leute eine Menge Geld für Produkte aus, die einfach nicht wirken.“

Die Forscher empfehlen vor allem Schädlingsbekämpfern, auf Anzeichen für solche Resistenzen zu achten. So könne beispielsweise die Präsenz von Bettwanzen auf zuvor behandelten Oberflächen ein Indiz für die zunehmende Toleranz der Insekten sein. „Wenn eine solche Resistenz entdeckt wird, dann sollte man auf Mittel mit anderen Wirkmechanismen und nicht-chemische Methoden zurückgreifen“, rät Alvaro Romero von der New Mexico State University. (Journal of Medical Entomology, 2016)

(Virginia Tech, 29.01.2016 – NPO)

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