Astronomie

Zufallsfund: Historische Himmelsaufnahmen entdeckt

Einzigartige astronomische Fotoplatten lagen gut 100 Jahre lang vergessen im Keller

Diese in Kopenhagen entdeckte Fotoplatte zeigt die berühmte Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 © Universität Kopenhagen

Überraschender Fund im Keller: Durch Zufall hat ein dänischer Forscher einen wahren Schatz an historischen Himmelsaufnahmen entdeckt. Die astronomischen Fotoplatten lagen gut 100 Jahre lang vergessen im Keller des Kopenhagener Niels Bohr Instituts. Unter ihnen ist einer von nur zehn Abzügen der berühmten Sonnenfinsternis von 1919, aber auch frühe Aufnahmen des Mondes, des Orionnebels und eine Aufnahme des Jupiter aus dem Jahr 1896.

Heute sind wir von hochaufgelösten Aufnahmen fernster Sterne, Galaxien und spektakulärer Sternennebel geradezu verwöhnt. Doch noch vor gut 100 Jahren reichte der Blick längst nicht so weit in All hinaus. Entsprechend begrenzt war auch das Wissen: Man hielt unsere Milchstraße für den gesamten Kosmos und dachte, das Universum wäre nicht mehr als 400.000 Jahre alt. Die großen Durchbrüche in unserem astronomischen Weltbild, vom Urknall über die kosmische Expansion bis hin zu Schwarzen Löchern und der Dunklen Materie, geschahen erst im 20. Jahrhundert.

Zufallsfund im Institutskeller

Dennoch machten auch die Astronomen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts trotz ihrer noch begrenzten Technik wertvolle Aufnahmen kosmischer Phänomene – und trugen entscheidend zum späteren Erkenntnisgewinn bei. Einen wahren Schatz an solchen historischen Aufnahmen hat nun Holger Pedersen, ein emeritierter Astronom im Kopenhagener Niels Bohr Institut entdeckt – durch puren Zufall.

Das Teleskop des 1996 gecshlossenen Østervold-Observatoriums. Dieses Teleskop besaß zwei Linsen, eine für die direkte Beobachtung und eine für die Erstellung von fotografien. © Universität Kopenhagen

„Eines Tages, als ich mir eigentlich einen Tee machen wollte, ging ich in den Keller und bemerkte dort ein paar Pappkartons vom Østervold Observatorium“, berichtet Pedersen. Diese waren offenbar dorthin verfrachtet worden, als das Observatorium 1996 aufgelöst wurde. „Ich nahm sie mit nach oben in mein Büro, um sie mir näher anzuschauen.“

Jupiter, Mond und Sterne

Was der Astronom dabei entdeckte, überraschte und begeisterte ihn: „Das ist die reinste Astro-Archäologie“, so Pedersen. Denn in den Kartons fanden sich mehr als 150 astronomische Aufnahmen, die zwischen 1895 und 1922 am Østervold Observatorium gemacht worden waren. Damals wurden solche Bilder mit Hilfe von dünnen Glasplatten erstellt, die mit Fotoemulsion überzogen waren und im Teleskop belichtet wurden.

Auf solchen edünnen Glasplatten wurden die Fotos damals erstellt, hier ein Bild des Mondes aus der Zeit von 1909 bis 1922 © Universität Kopenhagen

Diese historischen Aufnahmen sind seit ihrer Erstellung unberührt und blieben mehr als 100 Jahre vergessen. Unter ihnen ist eine Aufnahme des Gasplaneten Jupiters aus dem Jahr 1896, außerdem von einer Mondfinsternis am 28. Februar 1896. Einige Fotoplatten zeigen den Stern Deneb im Sternbild Schwan, andere den Arcturus im Fuhrmann. Auch ein Komet und ein Bild des Orionnebels sind dabei.

Aufnahme von Einsteins Sonnenfinsternis

Eine echte Rarität aber ist eine Fotoplatte aus dem Jahr 1919. Denn sie zeigt die Sonnenfinsternis, durch die Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie bewiesen wurde – und die diesen zu einem Superstar seiner Zeit machte. Um diese Eklipse aufzunehmen, war damals der britische Astronom Arthur Eddington extra nach Brasilien gereist.

Die nun in Kopenhagen entdeckte Fotoplatte ist einer von wahrscheinlich nur zehn Abzügen, die Eddington damals von seinen Originalplatten erstellte und an Kollegen zur Begutachtung verschickte. Sie zeigt die verdunkelte Sonne mit ihrem typischen Strahlenkranz und daneben einige helle Punkte – Sterne, deren Licht wie von Einstein vorhergesagt durch die Schwerkraft der Sonne abgelenkt wurde.

Doch solche historischen Aufnahmen sind nicht nur rein geschichtliche Schätze, sie können auch dazu beitragen, die moderne Astronomie voranzubringen. Denn sie zeigen vergangene Himmelsereignisse und ermöglichen beispielsweise Vergleiche zu heutigen Beobachtungen.

(University of Copenhagen, 28.12.2015 – NPO)

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