Genetik

Rauchen: Gen erschwert das Aufhören

Forscher entdecken Zusammenhang zwischen Genvariante und Abgewöhn-Erfolg

Mit dem Rauchen aufzuhören, fällt einigen schwerer als anderen. © Tonkovic/ iStock.com

Die Gene sind schuld – vielleicht: Forscher haben herausgefunden, warum manchen Rauchern das Aufhören schwerer fällt als anderen: Eine bestimmte Genvariante könnte es erschweren, die Nikotinsucht abzuschütteln und erfolgreich zum Nichtraucher zu werden. Der Grund dafür: Dieses Gen regelt die Menge und Dichte der Dopamin-Rezeptoren im Belohnungszentrum des Gehirns – und damit wichtige Regler für die Nikotinsucht.

An Gründen, mit dem Rauchen aufzuhören, mangelt es eigentlich nicht: Rauchen fördert nicht nur Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten, es schädigt auch die Spermien, fördert Zahnausfall, Rheuma und lässt Schmerzmittel und Narkosen schlechter wirken. Zudem belegen Studien, dass sich viele der negativen Folgen wieder geben, wenn man Nichtraucher wird – es lohnt sich also.

Fahndung im Dopamin-System

Aber mit dem Rauchen aufzuhören, ist leider alles andere als einfach. Immerhin kämpft man dabei gegen eine Sucht – und nicht jeder ist dabei erfolgreich. Dafür allerdings ist nicht nur Willensstärke verantwortlich: „Zwillings- und Familienstudien zeigen, dass das Rauchverhalten sowohl von genetischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst wird“, erklären Yunlong Ma von der Zhejiang Universität in Hangzhou und seine Kollegen. „Die Erblichkeit in Bezug auf das Aufhören wird auf rund 50 Prozent geschätzt.“

Mit anderen Worten: Bestimmte Gene könnten beeinflussen, ob uns der Nikotinentzug und der Wandel zum Nichtraucher leichter oder schwerer fallen. Welche Gene dies sind, war bisher nicht bekannt. Es liegt jedoch nahe, diese im Belohnungssystem und beim Glückshormon Dopamin und seine Rezeptoren zu suchen, denn sie spielen für Süchte eine entscheidende Rolle. „Varianten in den Genen, die die Konzentration des synaptischen Dopamins beeinflussen, spielen wahrscheinlich auch eine Rolle bei dem Aufhören des Rauchens“, so Ma und seine Kollegen.

Fündig wurden die Forscher auf dem elften Chromosom © Koya79/thinktock

Genvariante auf dem elften Chromosom

Eines dieser Kandidaten-Gene auf dem elften Chromosom, das Gen DRD2/ANK1, haben die Forscher nun näher untersucht. Es gehört zu den Genen, die die Dichte der Dopamin-Rezeptoren im Belohnungszentrum beeinflussen. Für ihre Studie werteten die Forscher Gendaten von 9.487 Menschen europäischer Abstammung aus und prüften, ob diejenigen, die Veränderungen bei diesem Gen tragen, häufiger erfolgreiche zu Nichtrauchern wurden oder nicht.

Tatsächlich wurden die Forscher fündig: Sie entdeckten einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Taq1-Variante des DRD2-Gens und dem Erfolg bei der Raucherentwöhnung. Probanden mit bestimmten Allelen dieses Gens wurden häufiger erfolgreich Nichtraucher als Träger anderer Varianten. „Die Raucher mit dem Taq1A-A2/A2 Genotyp können demnach wahrscheinlich leichter mit dem Rauchen aufhören als Träger der A1/A1 oder A1/A2-Gentypen“, berichten die Wissenschaftler. Warum das so ist, ist noch unbekannt.

„Noch in den Kinderschuhen“

Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass dieses Gen eine Rolle dafür spielen könnte, wie leicht es jemandem fällt, der Nikotinsucht zu widerstehen. Sollte sich dies bestätigen, könnte dieses Wissen dazu beitragen, Aufhörwilligen zu helfen. „Unsere Ergebnisse liefern damit stützende Belege dafür, dass es sinnvoll sein kann, beim der Raucherentwöhnung personalisierte, an den Genotyp angepasste Strategien einzusetzen“, meinen Ma und seine Kollegen.

Die Forscher betonen aber auch, dass ihre Ergebnisse noch von weiteren Studien erhärtet werden müssen. „Die Forschung in diesem Gebiet steckt noch in den Kinderschuhen, wie benötigen hier erst noch weitere, gutdesignte Studien um die Funktion dieser Gene aufzuklären“, so Ma und seine Kollegen. Noch könnte es daher ein bisschen früh sein, um seine Gene als Ausrede zu benutzen, wenn es mit dem Nichtraucher-Werden mal wieder nicht geklappt hat. (Translational Psychiatry, 2015; doi: 10.1038/tp.2015.176)

(Translational Psychiatr, 02.12.2015 – NPO)

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