Geowissen

Diamanten entstehen häufiger als gedacht

Schon eine Änderung des pH-Werts im Gestein lässt die Edelsteine entstehen

Ein Stück Kohle nund ein Diamant - beides besteht aus dem Element Kohlenstoff © Jeffrey Hamilton / thikstock

Edelsteine aus dem Säurebad: Tief unter der Erde liegen wahrscheinlich mehr Diamanten verborgen als bisher gedacht. Denn Forscher haben nun eine dritte, zuvor unbekannte Bildungsart dieser Kohlenstoff-Kristalle entdeckt. Demnach reicht es für ihre Bildung aus, wenn mineralienreiches Porenwasser im Gestein plötzlich saurer wird. Kommen dann Hitze und Druck dazu, entstehen Minidiamanten, so die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“.

Ein Diamant ist letztlich nichts anderes als Kohlenstoff, der unter großer Hitze und hohem Druck im Erdmantel komprimiert und in seine typische Kristallstruktur gebracht wurde. Vulkanische Aktivität beförderte das diamanthaltige Gestein an die Erdoberfläche. Doch damit die Diamantbildung beginnt, müssen im Erdmantel ganz spezielle Bedingungen herrschen – so dachte man bisher: Im Porenwasser des Gesteins müssen Kohlendioxid oder Methan gelöst sein, die in chemischen Redox-Reaktionen den Kohlenstoff für den Edelstein liefern.

Sauer macht Diamanten

Doch es geht offenbar sehr viele simpler, wie nun Dimitri Sverjensky und Fang Huang von der Johns Hopkins University in Baltimore mit einem chemisch-physikalischen Modell nachweisen. „Die Bildung von Diamanten tief im Erdinneren könnte daher ein sehr viel gewöhnlicherer und häufigerer Prozess sein als wir bisher dachten“, so Sverjensky.

Wie die Forscher herausfanden, reicht es für die Diamantbildung schon aus, wenn das mit gelösten Mineralen versetzte Porenwasser im Mantelgestein plötzlich deutlich saurer wird, der pH-Wert demnach abfällt. Durch die Interaktion von Wasser und umgebenden Gestein führt dies dazu, dass kohlenstoffhaltige Mineralien ausgefällt werden und bei entsprechendem Druck und hoher Temperatur Minidiamanten entstehen.

Mehr Diamanten in der Tiefe

Das Besondere daran: Diese Diamantbildung läuft auch ohne die bisher als Standard geltenden Redox-Reaktionen ab und klappt auch dann, wenn kein Methan oder Kohlendioxid anwesend sind. Das wiederum bedeutet, dass Diamanten auch in Gesteinsarten enthalten sein könnten, die bisher als ungeeignet dafür galten. „Und es werden tatsächlich Diamanten in mehr und mehr verschiedenen Gesteinsarten entdeckt“, so Sverjensky.

Die neuen Erkenntnisse bedeuten allerdings nicht, dass Diamanten nun zum Allerwelts-Edelstein werden. Denn die auf die neue Weise gebildeten Diamanten sind meist nur wenige Mikrometer groß und daher nicht gerade der Stoff, aus dem die Juweliersträume sind. Zudem liegen sie tief unter der Erdkruste verborgen – für uns unerreichbar. Nur dort, wo Vulkane einst Mantelgestein an die Oberfläche beförderten, kommen sie in unsere Reichweite. (Nature Communications, 2015; doi: 10.1038/ncomms9702)

(Johns Hopkins University, 04.11.2015 – NPO)

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