Sonnensystem

Knapper Vorbeiflug eines Asteroiden

470 Meter großer Brocken passiert die Erde am Samstag in sicherer Entfernung

Schematische Darstellung des Vorbeiflugs von Asteroid 2015 TB145. Angaben in Mitteleuropäischer Zeit. © NASA

Knapp vorbei, zum Glück daneben: Weniger als eine halbe Million Kilometer entfernt wird der Asteroid 2015 TB145 diesen Samstagabend an der Erde vorbei fliegen. Die Annäherung des „Halloween-Asteroiden“ verdeutlicht auch, wie wenig wir auf mögliche Asteroideneinschläge vorbereitet sind: Dieser Brocken wurde erst drei Wochen zuvor entdeckt.

Der Einschlag eines Asteroiden auf der Erde gehört zu den zerstörerischsten Katastrophenszenarien: Bereits die Explosion des mit etwa 17 Metern relativ kleinen Tscheljabinsk-Meteoriten ließ in weitem Umkreis Fensterscheiben bersten. Der Asteroid des Chicxulub-Einschlags dagegen löste wahrscheinlich eine globale Katastrophe aus und gilt als hauptverdächtiger „Dinokiller„. Dieser Brocken hatte wahrscheinlich eine Größe von etwa 10 Kilometern.

Etwas weiter entfernt als der Mond

Umso beruhigender ist es, dass der Asteroid mit dem Namen 2015 TB145 am Samstag den 31. Oktober in sicherer Entfernung an der Erde vorbei fliegen wird: Er hat einen Durchmesser von ungefähr 470 Metern. Damit ist er geschätzte zehn Mal größer als der Meteorit, der 1908 beim Tunguska-Ereignis eine riesige Fläche der Sibirischen Wälder abholzte. Wegen seines Vorbeiflugs am Feiertag Halloween und den dazu gehörenden typischen Kürbislaternen bezeichnen NASA-Astronomen den Asteroiden auch als den „großen Kürbis“ („great Pumpkin“).

Seinen der Erde nächsten Punkt wird 2015 TB145 nach Mitteleuropäischer Zeit am Samstagabend gegen 18 Uhr durchfliegen. Dann ist er nur noch etwas weniger als 500.000 Kilometer entfernt. Das ist ungefähr 1,3 Mal so viel wie der Abstand zum Mond. Dem Mond selbst kommt der Asteroid dabei sogar noch näher, seine geringste Entfernung zu unserem Trabanten wird etwa 280.000 Kilometer betragen.

Vorwarnzeit von nur drei Wochen

Der sichere Vorbeiflug in so geringem Abstand ist gewissermaßen ein Glücksfall: Astronomen entdeckten 2015 TB145 erst am 10. Oktober, also nur drei Wochen vor der Begegnung mit der Erde. Ein Asteroiden auf Kollisionskurs ließe sich bei einer so kurzen Vorwarnzeit kaum noch rechtzeitig ablenken, selbst bei verfügbaren Abwehrmaßnahmen, wie sie im Rahmen der AIDA-Mission näher erforscht werden sollen. Dies zeigt, dass noch längst nicht alle erdnahen Asteroiden bekannt sind und wie begrenzt die Möglichkeiten zu ihrer Beobachtung noch sind.

So soll die Asteroidenmission AIDA ablaufen.© ESA

Astronomen der NASA werden die Gelegenheit nutzen, anhand von 2015 TB145 mehr über erdnahe Asteroiden zu erfahren. Dazu wollen sie ihn mit mehreren optischen Teleskopen und Radar vermessen, um die Form des Asteroiden und seine Zusammensetzung herauszufinden. Da 2015 TB145 eine stark elliptische und geneigte Umlaufbahn hat, könnte es sich dem Astronomen Lance Benner zufolge auch um „eine Art Komet“ handeln, der „Kürbis“ könnte also eher ein Eisklumpen als ein Felsbrocken sein.

Nur mit Teleskopen zu sehen

Mit dem bloßen Auge wird 2015 TB145 nicht zu sehen sein. Seine scheinbare Helligkeit beträgt ungefähr 10, für Amateurastronomen ist dies ausreichend, um den Asteroiden mit Teleskopen zu verfolgen. Obwohl er tatsächlich mit über 125.000 Kilometern pro Stunde an der Erde vorbeirast, wird er am Himmel lediglich als langsam vorüberziehender Punkt erscheinen. Das Licht des noch fast vollen Mondes wird die Beobachtung jedoch erschweren.

Es ist jedoch bis auf weiteres die letzte Gelegenheit, genau diesen Asteroiden zu sehen: Zwar wird er schon 2018 erneut die Erde passieren, dann aber fast 40 Millionen Kilometer weit entfernt. Die nächste ähnlich starke Annäherung wie kommenden Samstag findet wohl erst im Jahr 2152 statt. Auch kein anderer bekannter Brocken kommt der Erde bis 2027 vergleichbar nahe, wenn der Asteroid 1999 AN10 in sicherem Abstand an der Erde vorbei fliegt. Es sei denn, es taucht eine weitere kurzfristige Überraschung wie der „Halloween-Kürbis“ 2015 TB145 auf.

(NASA, 30.10.2015 – AKR)

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