Nur 0,3 Millimeter groß: In Kolumbien haben Forscher das kleinste Insekt der Welt entdeckt. Der zu den Zwergkäfern gehörende Winzling ist nur 325 Mikrometer groß. Trotz seiner geringen Größe hat der Minikäfer aber alles, was man als Insekt so braucht: lange Antennen, einen Panzer und sogar fransige Flügel. Noch kleiner als der auf Pilzen lebende Käfer sind nur noch Parasiten.
Wie klein kann ein Tier werden und trotzdem noch lebensfähig sein? Diese Frage stellen sich Biologen schon seit längerem. Das bisher kleinste Wirbeltier, ein Fisch, ist nur rund einen Zentimeter groß, der kleinste Frosch der Alten Welt ist nur wenige Millimeter größer. Er lebt – ausgerechnet – in fleischfressenden Kannenpflanzen auf Borneo.
Parasiten sind noch kleiner
Bei den Insekten liegt das Fall ein wenig komplizierter. Das kleinste Insekt überhaupt ist das Männchen einer parasitischen Erzwespe (Dicopomorpha eschmepterigis) mit nur 39 Mikrometern Körpergröße – kleiner als ein einzelliges Pantoffeltierchen. Diese Tiere sind jedoch allein nicht lebensfähig: Ihnen fehlen die Antennen und Augen, sie besitzen keine Mundwerkzeuge und zehren ihr kurzes Leben nur von dem Vorrat aus ihrer Larvenzeit.
Spannender ist daher die Frage, welches das kleinste freilebende Insekt ist. Schon vor mehr als hundert Jahren vermutete man dieses unter den Käfern, einer der artenreichsten Insektengruppen. Tatsächlich berichteten Biologen schon in den 1990ern von präparierten Zwergkäfern, die nur rund 0,3 Millimeter lang waren. Doch dabei war nicht sicher, wie stark die Präparation die echte Größe dieser Tiere verändert hatte.
Pilz als Lebensraum
Alexey Polilov von der Lomonosov Universität in Moskau hat nun diese Frage geklärt. In Kolumbien und Nicaragua entdeckte er mehr als 80 Vertreter der Zwergkäfer-Art Scydosella musawasensis, die sich als rekordverdächtig klein entpuppten. Ihre Größe rangierte von 325 Mikrometern bis zu 352 Mikrometern. Damit sind diese gelblich-braunen Zwergkäfer als die kleinsten Insekten bestätigt.
Für die Winzlinge ist ihre geringe Größe eher ein Vorteil, denn sie leben in und auf tropischen Baumpilzen, die zur Gruppe der Fältlinge gehören. Die Käfer fressen sich Gänge in die lappigen Pilzkörper und ernähren sich von diesem Substrat. Hier legen sie auch ihre Eier ab. Im Prinzip muss ein solcher Mini-Käfer seinen Pilz unter Umständen sein gesamtes Leben lang nicht verlassen. (ZooKeys, 2015; doi: 10.3897/zookeys.526.6531)
(Pensoft Publishers, 09.10.2015 – NPO)