Zoologie

Warum Katzen so unabhängig sind

Trennungsangst ist bei Hauskatzen nicht erkennbar

Einzelgängerische Jäger: Katzen verlassen sich nicht auf ihre menschlichen Gefährten, wenn sie nach Sicherheit suchen. © FreeImages.com / Jim H

Einzelgänger auf Samtpfoten: Hauskatzen sind tatsächlich weniger abhängig von ihren Besitzern als Hunde, wie nun ein Experiment bestätigt. Katzen zeigen demnach keine Trennungsangst und fühlen sich in ungewohnten Reaktionen nicht auf die Sicherheit angewiesen, die ihr Besitzer ihnen bietet. In ihren Beziehungen zu Menschen suchen sie daher offenbar nach anderen Dingen als beispielsweise ein Hund, schreiben britische Wissenschaftler im Magazin „PLOS ONE“.

„Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal“, heißt es im Sprichwort. Während Hunde als treue und anhängliche Haustiere gelten, gehen Hauskatzen oft ihrer eigenen Wege. Sie sind genetisch ihren wilden Vorfahren noch sehr ähnlich und bevorzugen sogar ihre eigene Musik. Auch aus diesem Grund hätten Katzen vor kurzem Hunde als beliebtestes Haustier in Europa abgelöst, meint Daniel Mills von der britischen University of Lincoln: Sie gelten als ideales Haustier für Menschen mit langen Arbeitszeiten.

Zeichen von Trennungsangst?

Doch auch Katzen zeigen sich mitunter viel sozialer und auch abhängiger von ihren menschlichen Gefährten als lange angenommen. „Frühere Studien deuteten darauf hin, dass einige Katzen Zeichen von Trennungsangst zeigen, wenn sie von ihren Besitzern allein gelassen werden, ähnlich wie Hunde“, sagt Mills. Der Tiermediziner und seine Kollegen wollten darum überprüfen, wie gut Hauskatzen tatsächlich damit zurechtkommen, wenn sie von ihrem Besitzer – oder Personal – getrennt sind.

Die Wissenschaftler verwendeten dazu einen standardisierten Test, mit dem bislang das Verhältnis zwischen Kleinkindern oder Hunden und ihrer wichtigsten Bezugsperson untersucht wurde. Daraus ist bekannt, dass bei Kindern die Eltern und bei Haushunden der Haupt-Besitzer eine Art sicheren Zufluchtsort repräsentiert, nach dem sie sich orientieren und bei dem sie in ungewohnten Situationen nach Sicherheit suchen.

Nicht gestresst, sondern frustriert

Diesem Test unterzogen die Forscher nun auch Hauskatzen, indem sie sie entweder zusammen mit ihrem Besitzer, mit einem Fremden oder völlig allein in eine für das Tier ungewohnte Umgebung setzten. Dabei beobachteten sie, wie viel Gesellschaft und Aufmerksamkeit die Katzen jeweils suchten, wie sie sich bei der Trennung verhielten, und wie sie reagierten, wenn ihr Besitzer zurückkehrte.

„Anhängliche Individuen bleiben in ungewohnten Situationen dicht bei ihrem Versorger und zeigen Anzeichen von Stress, wenn sie getrennt werden. Sie zeigen dagegen Freude, wenn sie wieder vereint sind“, führt der Wissenschaftler aus. „Aber während unserer Forschungsarbeit waren diese Trends nicht erkennbar.“ Katzen sehen in ihrem Besitzer demnach deutlich weniger eine feste Bezugsperson, als etwa Hunde dies tun. Sie scheinen in der Tat unabhängiger zu sein.

Ein Unterschied war allerdings dennoch erkennbar: Wenn ihr Vertrauter Besitzer den Raum verließ, miauten die Katzen lauter und häufiger, als wenn der fremde Versuchsteilnehmer aus dem Zimmer ging. Doch „diese Vokalisation könnte auch einfach ein Zeichen von Frustration sein, oder eine erlernte Reaktion, denn wir haben keine weiteren Zeichen ausgeprägter Anhänglichkeit gesehen“, beschreibt Mills.

Freundschaft, aber keine Sicherheit

Katzen sind aber deshalb keineswegs beziehungsunfähig, betonen die Forscher: „Unsere Ergebnisse widersprechen nicht der Vorstellung, dass Katzen soziale Beziehungen und enge Freundschaften eingehen können“, sagt Mills. „Aber sie zeigen, dass diese Beziehungen nicht auf einem Bedürfnis nach Sicherheit beruhen.“

Während Katzen also durchaus die Gesellschaft ihrer Besitzer genießen und gerne mit ihnen spielen, so verlassen sie sich nicht zu sehr auf ihre Menschen, falls sie mal allein zurechtkommen müssen. Die Forscher vermuten, dass dies an der ursprünglichen Lebensweise wilder Katzen liegt: Sie jagen ebenfalls vor allem als unabhängige Einzelgänger. (PLOS ONE, 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0135109)

(University of Lincoln, 07.09.2015 – AKR)

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