Ökologie

So sähe die Welt ohne Menschen aus

Karte zeigt Verteilung großer Säugetiere ohne die menschliche Anwesenheit

Weltweite Verbreitung von Säugern schwerer als 45 kg pro 100x100 km, wenn es den Menschen nicht gäbe © Soren Faurby

Bären, Waldelefanten und Nashörner: Diese großen Säugetiere würden heute noch in ganz Europa leben, wenn es den Menschen nicht geben würde. Das belegt nun eine Karte, die die Verteilung der Großsäuger auf einer Welt ohne den Menschen zeigt. Denn erst unsere Konkurrenz und Bejagung – und nicht das Klima – ließ die Großsäuger aus weiten Teilen der Erde verschwinden, berichten die Forscher.

Herden von Gnus und Zebras, umherziehende Elefanten und jagende Löwen: Wer heute große Säugetiere anschauen will, der muss dafür nach Afrika fahren. Denn nur auf diesem Kontinent hat sich der ursprüngliche Reichtum der Großsäuger erhalten. In anderen Gegenden der Erde überleben große Raubtiere meist nur noch in wenigen Refugien, meist unwegsamen Wäldern oder Gebirgen. Und auch pflanzenfressende Großsäuger sind in ihrer Vielfalt bei uns verarmt.

„Es ist ein weltweites Phänomen: An den meisten Orten gibt es ein großes Defizit in der Artenvielfalt der Säugetiere verglichen mit der, die es eigentlich von Natur aus dort geben müsste“, sagt Jens-Christian Svenning von der Universität Aarhus. Wie viele große Säugetiere ohne den Menschen auf den verschiedenen Kontinenten heute leben würden, haben er und seine Kollegen nun anhand klimatischer und ökologischer Anforderungen der Tiere rekonstruiert.

Heute lebt der Europäische Braunbär nur noch in kleinen Gebirgsrefugien und ganz im Norden Europas. Dringt er in unsere Gefilde vor, wird er schnell zum "Problembär". Hier ein Braunbär in einem Reservat in den Pyrenäen. © Jean-noël Lafargue/ copyleft

Serengeti überall

Die resultierende Karte zeigt eine fremde Welt – eine Welt, in der sich auch bei uns Elefanten, Nashörner und Bären tummeln und Elche und andere große Pflanzenfresser durch die Landschaft streifen. Ein besonderer Hotspot der Artenvielfalt wären dann nicht mehr Afrika, sondern weite Teile Nord- und Südamerikas.

„Die meisten Safaris finden heute in Afrika statt, aber unter natürlichen Bedingungen würden genauso viele und sogar noch mehr große Säugetiere auch woanders existieren, vor allem in Teilen der neuen Welt“, sagt Erstautor Soren Faurby von der Universität Aarhus. „Afrika ist heute nicht deshalb so artenreich, weil es das von Natur aus war, sondern nur deshalb, weil es einer der wenigen Orte auf der Erde ist, an dem die menschlichen Aktivitäten die großen Tiere noch nicht ausgelöscht haben.“

Afrika und Gebirge als letzte Refugien

Die Karte demonstriert sehr deutlich, wer schuld am Verschwinden vieler großer Tiere hat. Denn ohne uns sähe die Verteilung vieler Arten auf der Erde völlig anders aus. Nicht das Klima ist demnach für den Artenreichtum Afrikas verantwortlich, sondern die Tatsache, dass dort besonders viele Lebensräume für diese Tiere erhalten geblieben sind.

So sieht die tatsächliche Verteilung von großen Säugern heute aus - nur in Afrika erreichen sie noch eine nennenswerte Dichte. © Soren Faurby

Auch die Tatsache, dass in Gebirgsregionen oft besonders viele seltene Säugetiere leben, ist unserer weitgehenden Abwesenheit aus diesen unzugänglichen Regionen zu verdanken, wo die Forscher. „Gebirge haben als Refugien für Arten vor der Bejagung und Habitatzerstörung gedient“, sagt Faurby. Ihr Artenreichtum sei daher nicht allein der stark gegliederten, vielseitigen Umwelt dieser Regionen zu verdanken.

„Ein Beispiel in Europa ist der Braunbär“, so Faurby. „Er lebt heute fast nur noch in den Gebirgsregionen, weil er in den zugänglicheren und meist dicht bevölkerten Flachlandgebieten ausgerottet wurde.“ (Diversity and Distributions, 2015, doi: 10.1111/ddi.12369)

(Aarhus University, 24.08.2015 – NPO)

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