Klima

Hitzewelle geht weiter, Dürre droht

Hoch "Annelie" bringt Temperaturrekorde in vielen Teilen Europas

Die Tages- Höchsstemperaturen am 1. Juli 2015 in Europa: Die Hitzewelle ist in vollem Gabge. © DWD

Kein Ende in Sicht: Die Hitzewelle in Europa wird wahrscheinlich noch bis Mitte Juli anhalten, auch wenn es Anfang nächster Woche bei uns ein paar Grad kühler werden könnte, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilt. Zuvor wird es aber erst noch heißer: Sogar der Temperaturrekord von 40,2 Grad für ganz Deutschland könnte am Samstag übertroffen werden. Weil auch zu wenig Regen fällt, droht vor allem in der Mitte Deutschlands eine schwere Dürre, so der DWD.

Dass der Klimawandel nicht nur eine schleichende Erwärmung bringt, sondern auch Wetterextreme verstärkt, ist schon länger bekannt. Wie sich durch die Erwärmung die Luftströmungen verändern, nehmen in Europa die abkühlenden Sommerstürme ab und Hitzewellen häufen sich, wie Forscher erst vor kurzem bestätigten. Leidtragende sind dabei vor allem die Städte.

Hitzewellen in Deutschland häufen sich

Diese immer stärkere Häufung von Hitzewellen bestätigt der DWD auch für Deutschland: So gab es in Hamburg vor 1994 noch gar keine zweiwöchigen Hitzeperioden mit mindesten 30 Grad Tagestemperatur, danach aber bereits vier Mal. Frankfurt am Main erlebte seit 1990 zwölf solcher Hitzewellen, Mannheim sogar 15. Sollte die aktuelle Hitzewelle tatsächlich wie vorhergesagt bis Mitte Juli anhalten, wird sie sich in diese Reihe einordnen.

Häufung der Hitzewellen in deutschen Städten © DWD

Und dass wir selbst daran schuld sind, scheint inzwischen kaum mehr strittig: Bis zu drei Viertel der Hitzewellen würde es heute nicht geben, wenn der Mensch nicht durch seine Treibhausgas-Emissionen am Thermostat der Erde herumschrauben würde, wie Forscher im April 2015 nachgewiesen haben.

Hoch „Annelie“ bringt Hitze aus Afrika

Unmittelbarer Auslöser der momentanen Hitze ist das Hoch „Annelie“, das über weiten Teilen Europas liegt. Durch dieses Hoch kann heiße Luft aus Afrika bis weit nach Norden vordringen. Besonders heftig betroffen sind Frankreich und die Iberische Halbinsel, der Hitzeschwall reicht aber auch bis nach Großbritannien und Südschweden im Norden und die Balkanstaaten im Osten.

In Osteuropa und Frankreich kletterten die Thermometer in den letzten Tagen auf über 40 Grad. Sogar in London-Heathrow zeigten die Thermometer zum ersten Mal in der Geschichte 36,7 Grad an – ein Allzeitrekord für Großbritannien. Im Westen Deutschlands wurden am 2. Juli Höchsttemperaturen von mehr als 38 Grad gemessen. Selbst nachts sanken die Werte kaum unter 25 Grad ab – vielerorts war das ein neuer Rekord, wie der DWD mitteilt.

Es bleibt weiter heiß

Noch heißer könnte es morgen, am 4. Juli, werden. Denn da prognostiziert der DWD Höchsttemperaturen von bis zu 39 Grad. „Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass der bisherige Temperaturrekord für Deutschland von 40,2 Grad eingestellt, eventuell sogar übertroffen wird“, so der DWD.

Ab Sonntag, 5. Juli, könnte es in Deutschland zwar ein bisschen erträglicher werden, das zumindest zeigen die Prognosemodelle momentan. Aber das Hoch Annelie bleibt uns erhalten und daher bleibt es weiterhin überdurchschnittlich heiß. „Bis zum 12. Juli muss in weiten Teilen West-, Mittel- und Osteuropas mit weiteren Belastungen durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und Trockenheit gerechnet werden“, so der DWD.

Der Bodenfeuchteindex (SMI) zeigt, dass schon jetzt in einigen Gebieten Deutschland die Stufe "außergewöhnliche Dürre" (dunkelrot) erreicht ist. © Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ

Dürrewarnung für die Mitte Deutschlands

Für die Landwirtschaft, aber auch die Wälder, ist die Hitzewelle fatal. Denn schon in den letzten drei Monaten hat es deutlich weniger häufig und stark geregnet als normal. In den mittleren Gebieten Deutschlands fielen sogar nur 30 Prozent der normalen Niederschlagsmenge, wie der DWD berichtet. Dadurch sind die Böden immer weiter ausgetrocknet, es gibt kaum mehr Wasserreserven, die die Pflanzen nutzen könnten.

„Die aktuelle Hitzewelle in Deutschland verschärft die schon angespannte Lage in der Mitte Deutschlands in den nächsten Tagen noch weiter“, warnen die Meteorologen. Betroffen ist vor allem der Getreideanbau, aber auch Kartoffelfelder beginnen zu verdorren. In den Wäldern steigt die Waldbrandgefahr erheblich, in vielen Gebieten wurde die höchste Waldbrandgefahrenstufe 5 ausgerufen. Auch die Schifffahrt auf den Flüssen ist bereits betroffen: Auf der Elbe können die Schiffe wegen eines zu niedrigen Wasserstands nur noch eingeschränkt fahren.

Was kann man tun

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns weiter gegen die Hitze zu wappnen. Vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder sollten ihren Körper genau beobachten. Schwindel, Muskelkrämpfe, Übelkeit oder Bauchkrämpfe oder Kreislaufbeschwerden sind Alarmzeichen für eine Überhitzung. Für alle gilt: Ab mittags die Fenster lieber geschlossen halten und die Vorhänge zu, solange es draußen wärmer ist als drinnen. Um den Körper abzukühlen hilft neben kalten Duschen auch schon kaltes Wasser auf den Handgelenken.

Wichtig ist es, jetzt besonders viel zu trinken, auch wenn man keinen Durst verspürt. Denn ein Erwachsener verliert am Tag gewöhnlich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit. An heißen Tagen kann sich das aber schnell verdoppeln oder sogar verdreifachen. Zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßter Tee dürfen es daher durchaus sein. Dabei keine eisgekühlten Getränke nehmen, denn die verwirren das interne Thermostat des Körper zusätzlich. Warm oder zumindest zimmerwarm ist besser. Um den Salzverlust durch das Schwitzen auszugleichen, sind gut gewürzte Suppen, oder Salziges gut geeignet.

(DWD, 03.07.2015 – NPO)

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