Heute Abend lohnt ein Blick an den Himmel: Über dem Westhorizont stehen Venus und Jupiter so eng zusammen, dass sie fast zu verschmelzen scheinen. Die beiden hellsten Himmelsobjekte nach Sonne und Mond sind bei diesem Rendezvous nicht zu übersehen. Auch in den nächsten Tagen werden die beiden Planeten noch eng beisammen am Abendhimmel leuchten, sie entfernern sich dabei aber allmählich wieder voneinander.
Der Gasriese Jupiter und unser nächster Nachbarplanet, die Venus, sind schon unter normalen Umständen die hellsten Lichter am Nachthimmel – nach dem Mond. Schon seit einigen Wochen bewegen sich diese beiden hellen Planeten am Himmel langsam aufeinander zu. Blickt man abends nach Westen, stehen sie dort kurz nach Sonnenuntergang nebeneinander über dem Horizont.
Helles Doppellicht am Westhorizont
Heute Abend nun kommt es zur engsten Begegnung der beiden Planeten: Venus und Jupiter sind dann nur noch ein Drittel Grad voneinander getrennt. Sie erscheinen als hellleuchtender Doppelstern über dem Westhorizont. „Jeder, der eine Weile lang nicht in den Abendhimmel geschaut hat, wird überrascht sein, wie dramatisch diese Paarung ist“, sagt Kelly Beatty vom Magazin Sky and Telescope.
Obwohl beide Planeten dabei gleich groß und einander sehr nah erscheinen, sind sie es in Wirklichkeit natürlich nicht. Der Jupiter ist zwölf Mal weiter von der Erde entfernt als die Venus, dafür aber auch deutlich größer. Nur von uns aus gesehen erscheinen beide deshalb fast gleich groß. Mit einem kleinen Teleskop betrachtet, erkennt man zudem die Venus als strahlend helle Sichel und den Jupiter als komplette, aber dunklere Scheibe.
Die jetzige Konjunktion von Venus und Jupiter ist Teil einer Dreier-Serie: Am Morgen des 18. August 2014 standen sich die beiden Planetne saogar noch ein wenig näher. Am 26. Oktober 2015 werden sie sich erneut am Himmel treffen, diesmal aber nicht ganz so eng wie diesmal.
War das der Stern von Bethlehem?
Konjunktionen von Planeten sind schon seit dem Altertum bekannt. Damals galten sie als Omen, als Anzeiger für besondere Ereignisse. Eine der heutigen ganz ähnliche Konjunktion von Venus und Jupiter könnte sogar hinter der Legende vom Stern von Bethlehem stecken, wie Fred Schaaf vom Magazin Sky and Telescope erklärt. Denn im Jahr zwei und drei vor Christus folgten gleich drei enge Begegnungen dieser Planeten im Abstand nur weniger Monate aufeinander.
„Ähnlich wie 2014 -2015 waren die ersten beiden Konjunktionen sehr eng, bei der dritten waren beiden Planeten rund ein Grad voneinander getrennt“, erklärt Schaaf. „Alle drei ereigneten sich in der Nähe des Sterns Regulus und hoch am Himmel.“ Die babylonischen Sterndeuter hätten eine solche Reihung durchaus als Anzeichen für etwas Besonderes interpretiert. Diese oder eine weitere Dreier-Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr sieben könnte sie daher durchaus als Hinweis auf die Geburt eines Königs gedeutet haben.
Blick in die Weiten des Alls
Heute allerdings ist klar, dass Planetenkonstellationen wie diese keinen wirklichen Einfluss auf die Erde oder gar unsere Geschicke besitzen. „Einen Effekt haben sie aber: Sie richten unsere Aufmerksamkeit weg von unserer eigenen kleinen Welt und auf faszinierenden und riesigen Weiten des Alls“, sagt Alan MacRobert von Sky and Telescope. „Eine spektakuläre Konjunktion wie diese kann Menschen für die Astronomie begeistern – vielleicht wird es ein neues Hobby.“
Immerhin haben sowohl Venus als auch Jupiter einiges Spannendes zu bieten. Gerade erst haben Planetenforscher Hinweise auf frische Lavaströme auf unserem heißen Schwesterplaneten entdeckt. Und ohne den Gasriesen Jupiter hätte es die Erde und damit auch uns womöglich nie gegeben.
(NASA, 30.06.2015 – NPO)