Abwehrwaffe Flut: An einem Drittel aller Überschwemmungen der letzten 500 Jahre war nicht die Natur schuld. Stattdessen führten die Niederländer sie absichtlich herbei, um Feinde abzuwehren. Das funktionierte allerdings nur zum Teil: Gegen die Spanier vor gut 400 Jahren schlug es fehl, gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg war es durchaus erfolgreich, wie ein niederländischer Forscher berichtet.
Der Südwesten der heutigen Niederlande war einst ein Archipel aus unzähligen Inseln in den drei Flussdeltas von Meuse, Osterschelde und Westerschelde. Schon vor mehr als 1.000 Jahren begannen die Bewohner dieses Gebiets jedoch, dem Meer durch Deiche und Polder Land abzuringen und sich vor den vor allem im Winter drohenden Hochwassern zu schützen. Dennoch gab es immer wieder Überschwemmungen in dieser Region, wie historische Aufzeichnungen belegen.
Adriaan de Kraker von der Freien Universität Amsterdam hat nun anhand von historischen Dokumenten untersucht, welche Ursachen die Überschwemmungen in der Zeit von 1500 bis 2000 hatten und wie sie sich auf die Landschaft auswirkten. Das überraschende Ergebnis: Überschwemmungen waren sowohl im ausgehenden Mittelalter als auch in der Neuzeit offenbar eine durchaus übliche Kriegslist. Von den 32 größeren Überschwemmungen in dieser Zeit gingen 21 auf Stürme zurück, elf aber wurden absichtlich herbeigeführt.
Kampf um Flandern
Ein Paradebeispiel ereignete sich im achtzigjährigen Krieg (1568 – 1648) als Flandern um seine Unabhängigkeit von Spanien kämpfte. Nach anfänglichen Erfolgen der flandrischen Rebellen unter Wilhelm von Oranien belagerten die Spanier die Städte Gent, Brügge und Antwerpen und besetzten immer größere Gebiete rund um die Westerschelde – den wichtigsten Zugang zu diesen Städten vom Meer aus.