Archäologie

Prähistorische Gold-Route aufgedeckt

Bronzezeitliche Iren zogen importiertes Gold ihrem eigenen vor

Winziges Gold-Fragment aus einem der analysierten Bronzeit-Objekte © Chris Standish

Rätselhafte Vorliebe: Obwohl es in Irland vor 5.500 Jahren genügend Goldvorkommen gab, bevorzugten die Iren damals importiertes Gold. Das legt die Analyse von 50 Goldobjekten aus der frühen irischen Bronzezeit nahe. Demnach stammte das Gold aus Cornwall und wurde über das Meer nach Irland verschifft. Warum die Iren das fremde Gold ihrem eigenen vorzogen, ist unbekannt, Archäologen vermuten aber, dass dies religiöse oder kulturelle Gründe gehabt haben muss.

Heute hat Gold überall auf der Welt den gleichen ökonomischen Wert. Woher das Edelmetall stammt ist dabei nebensächlich, entscheidend ist eher seine Zusammensetzung. Doch in vielen alten Kulturen war Gold weniger ein Wertobjekt, als vielmehr etwas Magisches und eng mit religiösen Riten verbunden. Für diese Völker spielte es daher womöglich sehr wohl eine Rolle, woher ihr Gold kam.

Nicht aus heimischen Vorkommen

Ein Beispiel dafür haben Archäologen nun in Irland entdeckt. Chris Standish von der University of Southampton und seine Kollegen hatten für ihre Studie 50 Goldobjekte aus der irischen Bronzezeit untersucht, die heute in Museen und Sammlungen aufbewahrt werden. Sie analysierten die chemische Zusammensetzung der Funde mit Hilfe der Massenspektrometrie, um dadurch die Herkunft des Goldes zu ermitteln.

Dabei zeigte sich Überraschendes: Das vor rund 5.500 Jahren verarbeitete Gold stammte gar nicht aus Irland. „Das ist unerwartet und ziemlich spannend“, sagt Standish. „Denn obwohl es auch in Irland damals viele leicht zugängliche und reichhaltige Goldlagerstätten gab, fertigten die bronzezeitlichen Goldschmiede diese Objekte aus importiertem Gold an.“

Auch in Irland gab udn gibt es Gold - hier Chris Standish beim Goldwaschen. © Chris Standish

Importiert über die Irische See

Warum die Iren nicht einfach ihr eigenes Gold nutzten, ist bisher unklar. Die Forscher vermuten aber, dass dies kulturelle Gründe gehabt haben könnte: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Iren damals nicht wussten, wie man Gold gewinnt, denn wir sehen in dieser Zeit einen regen Abbau auch vieler anderer Metalle“, erklärt Standish. „Wahrscheinlicher ist es, dass die ‚exotische‘ Herkunft des Goldes dessen Wert steigerte und dass dies der Hauptgrund für den Import war.“

Wie die Analysen ergaben, stammte das Gold aus Cornwall im Südwesten Englands. Dort wurde es vermutlich im Rahmen des damals florierenden Zinn-Bergbaus gefördert. Dass das Edelmetall dann auch nach Irland verschifft wurde, war zuvor unbekannt, die aktuellen Analysen belegen aber nun die Existenz dieser bronzezeitlichen Gold-Handelsroute.

Gold hatte keinen Wert an sich

„Besonders interessant ist, dass in dieser Zeit in Cornwall und Südengland erheblich weniger Gold zirkulierte und verarbeitet wurde als in Irland“, so Standish. Offenbar legte man in diesen Gegenden weniger Wert auf das Edelmetall und tauschte es lieber gegen andere Waren ein als es zu behalten. Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass Gold in der frühen Bronzezeit noch kein universeller Wert war.

Begehrt war das Gold damals offenbar nur in den Kulturen, die damit eine kultische oder andere symbolische Bedeutung verbanden. „Prähistorische Wirtschaften wurden durch komplexere Faktoren als nur den Handel mit Gütern angetrieben“, erklärt Koautor Alistair Pike von der University of Southampton. „Ihre Glaubenssysteme spielten eindeutig eine sehr wichtige Rolle.“ (Proceedings of the Prehistoric Society, 2015; doi: 10.1017/ppr.2015.4)

(University of Southampton, 08.06.2015 – NPO)

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