Klima

Drei Viertel der Hitzewellen sind hausgemacht

Forscher beziffern menschlichen Beitrag zu Hitzeextremen und Starkregen

Hitzewellen sind schon jetzt häufiger - und das geht zum großen Teil auf unser Konto © freeimages

Selbst schuld? Forscher haben erstmals den menschlichen Anteil an aktuellen Wetterextremen beziffert. Ihr Ergebnis: Drei Viertel aller Hitzewellen weltweit und 18 Prozent aller Starkregen gehen auf unser Konto. Denn sie werden direkt oder indirekt durch den anthropogenen Klimawandel verursacht. Steigen die globalen Temperaturen weiter, wird sich auch der Anteil dieser hausgemachten Extreme weiter erhöhen, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“.

Der Trend ist nicht mehr zu übersehen: Das Jahr 2014 brach erneut einen Wärmerekord, Hitzewellen häufen sich und vor allem in den Städten hat die Zahl der anormal heißen Tage deutlich zugenommen. Für die Zukunft sagen Klimaforscher selbst für gemäßigte Breiten dreimal mehr Hitzetote voraus.

Wie hoch ist unser Anteil?

Klar ist, dass Wetterextreme ein natürliches Phänomen sind – es hat sie schon immer gegeben. Klar scheint aber auch, dass sie zunehmen. Aber wie viel von diesen Extremereignissen gehen wirklich auf das Konto des anthropogenen Klimawandels? Das haben Erich Fischer und Reto Knutti von der ETH Zürich nun mit Hilfe von Methoden aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung untersucht.

Sie wendeten diese auf 25 Klimamodelle an, die die Jahre 1901 bis 2005 und 2006 bis 2100 wiedergaben. Konkret analysierten die Forscher, wie stark sich die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen und Starkregen verändert und wie hoch der anthropogene Anteil an diesen Veränderungen ist.

Unser Einfluss ist bei den extremsten Extremen am stärksten

Das Ergebnis: Etwa 18 Prozent der Starkregen und 75 Prozent der Hitzeextreme weltweit gehen auf das Konto der anthropogenen Erwärmung – und ist damit quasi hausgemacht. „Bei einer zurzeit gemessenen Erwärmung von 0,85°C ist die Wahrscheinlichkeit von Hitzeextremen über Land fünf Mal höher als in präindustriellen Zeiten“, so die Forscher.

Erreicht die Erwärmung die Zwei Grad-Marke, verfünffacht sich die Häufigkeit der Hitzewellen noch einmal. Beim Starkregen steigt der Anteil der Ereignisse, die ohne unseren Beitrag nicht stattfänden, auf 40 Prozent. „Es sind dabei die seltensten und extremsten Ereignisse, die am stärksten von uns Menschen geprägt sind“, erklären Fischer und Knutti. „Dieser Anteil steigt mit weiterer Erwärmung nichtlinear an.“

Was sagt uns das?

Das aber bedeutet nicht, dass man nun jedem Wetterextrem zuordnen kann, ob es auf unser Konto geht oder nicht, wie die Forscher betonen. „Das ist wie bei medizinischen Studien, bei denen man auch einen Einzelfall von Lungenkrebs nicht direkt auf das Rauchen zurückführen kann“, so Fischer und Knutti. Man könne aber durch Vergleich der Erkrankungsraten bei Rauchern und Nichtrauchern feststellen, um wie viel die Todesraten bei Rauchern höher liegen.

So ist es auch mit dem Extremwetter: Wir können nicht das Einzelereignis zuordnen, aber sehr wohl feststellen, wie viele der aktuellen und künftigen Wetterextreme es ohne unser Zutun nicht gäbe. „Keines der Extremereignisse wird ausschließlich durch den menschlichen Einfluss verursacht – zumindest nicht im deterministischen Sinne“, so die Forscher. Es resultiert aber aus komplexen Wechselwirkungen der atmosphärischen Dynamik mit der Landoberfläche und Anomalien im Meereis und den Ozeanen – und an diesen Stellschrauben haben wir Menschen bereits deutlich gedreht. (Nature Climate Change, 2015; doi: 10.1038/nclimate2617)

(Nature, 28.04.2015 – NPO)

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