Teilchenspuren als Gitarren-Riffs: Ein Physiker des CERN hat seine eigene Version der Daten zur Entdeckung des Higgs-Bosons ins Netz gestellt. Er setzte dafür die im Teilchenbeschleuniger registrierten Massenwerte bestimmter Detektorkanäle in Noten um und machte daraus Musik. Wie das klingt, spielt er in diesem Video gemeinsam mit einem Kollegen vor.
Die Idee, physikalische Daten und speziell die Detektor-Daten der Higgs-Entdeckung in ‚Musik umzusetzen ist nicht neu: Schon im Oktober 2014 hatten Physiker des CERN auf dieser Basis das Stück LHC Chamber Music komponiert und als Video veröffentlicht. Für dieses diente ein Diagramm aus dem ATLAS-Detektor als Grundlage.
CMS-Diagramme als Gitarren-Melodien
In der Version von Piotr Traczyk von der CMS-Kollaboration am CERN geht es nun allerdings weit weniger klassisch zu. Aber auch er nutzt Daten, die ursprünglich am 4. Juli 2012 bei der Bekanntgabe der Higgs-Entdeckung vorgestellt wurden: Die im Detektor CMS ermittelten Häufigkeiten bestimmter Zerfallsprodukte im sogenannten Gamma-Gamma und 4-Lepton-Kanal. Den einzelnen Werten ordnet er Noten aus der chromatischen Tonleiter zu, leere Stellen ergeben Pausen. „Der Rhythmus und die harmonische Struktur lassen sich so aus den Daten ableiten“, erklärt Traczyk.
Aus den Daten ergeben sich zwei musikalische Hauptthemen: eine auf und ab laufende Melodie aus dem 4-Lepton-Kanal und ein schneller Abwärtslauf. Traczyk verteilte beide Melodien auf zwei Gitarren und komponierte für die Phasen, in denen eine der beiden Gitarren einen Higgs-Part spielt, für die andere eine „Füllmusik“ dazu. Dann ergänzte er noch einen Schlagzeug und Basspart- und fertig war das Higgs-Heavy-Metal-Stück.
Die „CMS-Gitarre“
Die Gitarre, die Traczyk im Video spielt, ist übrigens die berühmte „CMS-Gitarre“ – ein weiteres Zeugnis der Kreativität des Physikers. Diese E-Gitarre trägt auf ihrem Korpus Intarsien, die aus Fotos des Detektors CMS zusammengesetzt sind – dem Arbeitsgerät von Traczyk. Den Griff zieren Teilchenspuren aus dem Detektor.
„Ich bin nun schon seit gut zehn Jahren Physiker am CMS und etwa doppelt so lange Gitarrist“, so der Forscher. „Von Zeit zu Zeit versuche ich daher, beide Welten irgendwie zusammenzubringen.“ Dass er nun auch ein physikalisches Musikstück mit dieser Gitarre spielt, passt insofern absolut ins Bild.
(CERN, 17.04.2015 – NPO)