Umwelt

Klärschlamm als Goldgrube

Gold, Silber und andere Metalle reichern sich in erstaunlich großer Menge im Klärschlamm an

Absetzbecken in einer Kläranlage - im Schlamm verbergen sich viele wertvolle Metalle © gemeinfrei

Schatz im Abwasser: Der in unseren Kläranlagen zurückbleibende Schlamm erweist sich als Goldgrube – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn im Klärschlamm haben Forscher so viele Partikel von Gold, Silber und anderen wertvollen Metallen entdeckt, wie in manchen Lagerstätten. Ihre Wiedergewinnung könnte sich daher in vielen Fällen durchaus lohnen – im Klärschlamm liegt quasi bares Geld.

„Metalle sind überall – in unserem Shampoo, in Waschmitteln und sogar als Nanopartikeln in unseren Socken, um üble Gerüche zu hemmen“, erklärt Kathleen Smith vom U.S. Geological Survey (USGS). Der größte Teil dieser metallischen Nanopartikel und Metallverbindungen wird von uns nicht genutzt, sondern landet im Abwasser. Dort bleiben die Metalle bei der Wasserreinigung im Klärschlamm zurück – und das in erstaunlich hohen Konzentrationen.

So viel Gold wie in manchen Lagerstätten

Als Smith und ihre Kollegen den Klärschlamm einiger US-Anlagen über längere Zeit mikroskopisch untersuchten, fanden sie zahlreiche winzige Partikel aus Platin, Silber, Gold. Im Durchschnitt enthalten waren rund 30 Milligramm pro Kilogramm Silber, 563 Milligramm pro Kilogramm Kupfer und 0,1 bis 0,6 Milligramm pro Kilogramm Gold. „Das Gold, was wir gefunden haben, entsprach dem mancher Goldlagerstätten“, so Smith. Wäre der Klärschlamm ein Gestein, dann läge der Gehalt gerade am unteren Ende der Werte, die einen Abbau noch lohnend machen würden, wie die Forscher erklären.

Gold- und Bleipartikel in einer Klärschlammprobe © Heather Lowers/ USGS Denver Microbeam Laboratory

Um noch weitere Metalle im Klärschlamm zu finden, nutzten die Wissenschaftler eine Methode, die auch bei der Gewinnung dieser Rohstoffe aus Gesteinsvorkommen eingesetzt wird: Sie versetzten den Schlamm mit speziellen Lösungsmitteln. Viele dieser Chemikalien sind zwar giftig und umweltschädlich, wie Smith erklärt. Werden sie aber kontrolliert und in geschlossenen Systemen eingesetzt, dann könnten sie genutzt werden, um auch Metalle wie Vanadium und Kupfer aus den Klärabfällen herauszulösen. In ersten Versuchen gelang dies den Forschern bereits, wie sie berichten.

260 Euro aus einer Tonne Klärschlamm

Erst vor wenigen Wochen hatte eine andere Forschergruppe ebenfalls reichlich Metalle in Abwässern nachgewiesen. Auch sie fanden Partikel verschiedener Edelmetalle, aber auch der für viele technische Anwendungen wichtigen Seltenerdmetalle im Klärschlamm. Den Wert allein der häufigsten 13 Elemente bezifferten sie auf 280 US-Dollar pro Tonne – das entspricht in etwa 260 Euro. Hochgerechnet auf die jährlichen Abwässer von einer Million Haushalten ergäbe dies eine Summe von 13 Millionen US-Dollar.

Nach Ansicht von Smith und ihren Kollegen lohnt es sich daher doppelt, diesen Metallschatz zu bergen: Zum einen macht die Entfernung von schädlichen Schwermetallen wie Blei den Klärschlamm weniger giftig, so dass er beispielsweise als Dünger auf Feldern eingesetzt werden kann. Zum anderen aber werden so wertvolle Rohstoffe für technische Anwendungen rückgewonnen, die sonst unter erheblich größerem Aufwand und oft mit erheblichen Umweltschäden aus entfernten Lagerstätten herbeigeschafft werden müssten.

„Wenn man einige der schädlichen Metalle loswerden kann, die zurzeit den Einsatz des Schlamms begrenzen und zur gleichen Zeit wertvolle Metalle und andere Elemente wiedergewinnt, dann ist das eine Win-Win-Situation“, meint Smith. Wie lukrativ dies ist und welche Methoden dafür eingesetzt werden, müsse aber im Einzelfall geprüft werden. (249th National Meeting & Exposition of the American Chemical Society (ACS))

(American Chemical Society, 23.03.2015 – NPO)

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