Erstes Rendezvous mit einem Zwergplaneten: Am vergangenen Freitag ist die Raumsonde „Dawn“ in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres eingeschwenkt. Anhand der Zusammensetzung des Gesteins von Ceres wollen Wissenschaftler auch einen Blick auf die Anfangstage der Erde werfen. Bis zu den nächsten detaillierten Bildern von müssen sie sich jedoch vorerst noch gedulden: Dawn sieht zurzeit nur die dunkle Seite von Ceres.
Die Asteroiden im breiten Gürtel zwischen Mars und Jupiter gelten als Überreste aus der Anfangszeit des Sonnensystems. Die NASA-Sonde „Dawn“ nimmt nun der größten dieser Brocken ins Visier: Am 6. März ist sie in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres eingeschwenkt. Dawn ist damit die erste Mission, die einen Zwergplaneten aus der Nähe begutachtet – mit einem knappen Vorsprung: In etwa vier Monaten soll „New Horizons“ den Zwergplaneten Pluto und seine Monde erreichen.
Blick aufs Rohmaterial der Erde
Siebeneinhalb Jahre lang war Dawn unterwegs, über eine Strecke von fast fünf Milliarden Kilometern. Allerdings flog die Sonde nicht die ganze Strecke am Stück: Im Jahr 2011 legte sie am Asteroiden Vesta einen Zwischenstopp ein. Ein Jahr lang lieferte sie aus einer Umlaufbahn um Vesta eine Flut an Daten und Bildern, bevor sie sich auf den weiteren Flug in Richtung Ceres machte. Dawn ist damit die erste Raumsonde, die nacheinander zwei verschiedene extraterrestrische Himmelskörper umkreist.
Sowohl Vesta als auch das Hauptziel Ceres gelten als vielversprechende Modelle für die Entstehung von Gesteinsplaneten wie der Erde: Die Asteroiden sind wahrscheinlich Brocken, die in der Frühzeit des Sonnensystems nicht von wachsenden Planeten geschluckt wurden. Daher lassen sie erahnen, wie das „Rohmaterial“ der Erde ausgesehen haben könnte.
„Viel zu tun und voller Vorfreude“
Dawn ist bestens ausgestattet, um diese Einzelheiten zu erforschen: Mit drei wissenschaftlichen Instrumente soll sie dem Zwergplaneten Ceres seine Geheimnisse entlocken. Neben einem Detektorsystem für Gammastrahlen und Neutronen sowie einem Infrarot-Spektrometer zählt dazu auch ein Kamerasystem. Damit wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Mineralien die Oberfläche von Ceres bilden und unter anderem Farbkarten von Ceres erstellen.
„Wir haben in den nächsten anderthalb Jahren viel zu tun, aber wir haben die notwendigen Ressourcen und einen robusten Zeitplan, um unsere wissenschaftlichen Ziele zu erreichen“, sagt Chris Russell von der University of California in Los Angeles, der wissenschaftliche Leiter der Mission. „Wir sind sehr aufgeregt und voller Vorfreude.“
Anflug von der dunklen Seite
Auf die nächsten Bilder von Ceres wird das Team allerdings noch ein paar Wochen warten müssen. Da Dawn von der sonnenabgewandten Seite in eine Umlaufbahn um Ceres eintritt, blickt das Kamerasystem derzeit nur auf die dunkle Seite des Zwergplaneten. Die letzte Aufnahme, die vier Tage vor der heutigen Ankunft entstand, zeigt Ceres nur noch als schmale Sichel. Neue Bilder gibt es wahrscheinlich erst wieder ab Mitte April.
Ceres ist ein Ziel mit wechselhafter Geschichte: Nach der Entdeckung im Jahr 1801 galt der Himmelskörper noch als Planet. Als Astronomen im Asteroidengürtel dann immer neue Brocken aufspürten, folgte der schleichende Niedergang – Ceres war nur noch der zuerst entdeckte, größte und schwerste unter mittlerweile hunderttausenden von Asteroiden. Mit der 2006 neu eingeführten Kategorie der Zwergplaneten wurde Ceres dann gewissermaßen befördert und ist bisher der einzige bekannte Vertreter dieser Klasse im Asteroidengürtel.
(JPL/NASA/MPI für Sonnensystemforschung/DLR, 09.03.2015 – AKR)