Wann grünt es im Frühling, wann fallen die Blätter im Herbst? Diese wichtigen Eckpunkte der Wachstumsphase haben sich durch den Klimawandel bereits weltweit verschoben. Wie Forscher anhand von Satellitendaten feststellten, gibt es fast kein Gebiet auf der Erde, dass nicht von diesen Veränderungen betroffen ist. Wie genau sich dies auf verschiedene Ökosysteme auswirken wird, ist noch unklar – aber es wird nicht folgenlos bleiben, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Climate Change“.
Die Vegetation ist die grüne Lunge unseres Planeten. Wie stark sie atmet, hängt zum großen Teil von den Jahreszeiten ab: Wenn im Sommer mehr Pflanzen wachsen, so fällt beispielsweise die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre gegenüber den Werten im Winter ab. Mitverantwortlich für die pflanzliche Aktivität ist aber auch das globale Klima – und dieses wandelt sich mit der Zeit.
Fast jeder Winkel der Erde hat sich verändert
Das Forscherteam um Robert Buitenwerf von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat darum untersucht, wie sehr sich die grüne Lunge der Erde langfristig verändert hat. Dazu analysierten die Wissenschaftler globale Satellitendaten, die einen Zeitraum von 1981 bis 2012 umspannen. Wann, wie lange und wie stark es in einer Region grünt, ermittelten sie daraus anhand von über 20 verschiedenen Faktoren.
Das Ergebnis: Auf 54 Prozent der Landoberfläche hat sich mindestens einer dieser Faktoren innerhalb dieser drei Jahrzehnte deutlich verschoben. „Es gibt fast keinen Winkel auf der Erde, der von den Veränderungen nicht betroffen ist“, so Buitenwerf. Bäume in unseren Breitengraden verlieren demnach ihr Laub im Herbst deutlich später als vor 30 Jahren. Im hohen Norden dagegen fallen die Blätter nun früher. Allerdings treiben die Bäume dort im Frühjahr nun auch früher aus. Insgesamt verlängert sich ihre grüne Phase im Jahr dadurch sogar.
Unterschiedlicher Effekt auf verschiedene Ökosysteme
Wenig erforscht waren bisher die Regionen der südlichen Halbkugel. Dort fanden die Forscher, dass die Pflanzen in einigen Savannnen Süd-Amerikas, Süd-Afrikas und Australiens während der Trockenzeiten weniger stark wachsen und daher auch weniger atmen. „Obwohl eine ähnliche Vegetation und vergleichbare klimatische Verhältnisse vorliegen, verändert sich die Vegetationsaktivität in den einzelnen Savannen unterschiedlich“, so Buitenwerf. „Das ist möglicherweise auf die unterschiedliche Funktionsweise der jeweiligen Ökosysteme zurückzuführen.“
Das unterschiedliche Blattwachstum in verschiedenen Ökosystemen gibt Hinweise darauf, wie diese Systeme auf eine veränderte Umwelt reagieren. Die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Arten innerhalb eines Ökosystems ändern sich dabei ebenso sowie der Kohlendioxid- und Energieaustausch zwischen der Erde und der Atmosphäre. Sowohl Tiere als auch Pflanzen, deren Lebenszyklus von der Vegetationsperiode abhängen, könnten durch die starken Veränderungen bedroht sein. (Nature Climate Change, 2015; doi: 10.1038/NCLIMATE2533)
(Goethe-Universität Frankfurt am Main, 04.03.2015 – AKR)