Hoffnung für Menschen mit schwerer Migräne: Eine neue Therapie könnte künftig schwere Migräne-Anfälle abmildern. Bei dieser wird ein Schmerzmittel per Nasensonde direkt an einen Nervenknoten an der Nasenwurzel appliziert. Im Test dämpfte dies nicht nur den akuten Schmerz, sondern auch die Anfälle der folgenden Wochen, wie US-Forscher berichten.
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Die Migräne gehört zu den häufigsten Ursachen von Kopfschmerzen. Typisch für die zumindest teilweise genetisch bedingte Krankheit sind wiederkehrende Anfälle, die unter anderem durch Verschiebungen im Schlafrhythmus, bestimmte Lebensmittel und auch Änderungen im Stressniveau ausgelöst werden können. In einigen Fällen können die akuten Schmerzen bei einem Anfall so stark sein, dass selbst Schmerzmittel nur unzureichend wirken.
Schmerzmittel per Nasensonde
Diesen Patienten könnte künftig eine neue Therapieform helfen, die Kenneth Mandato vom Albany Medical Center und seine Kollegen kürzlich vorgestellt haben. Bei dieser wird das Schmerz- und Betäubungsmittel Lidocain über eine feine Nasensonde direkt an das Ganglion pterygopalatinum appliziert, einen Nervenknoten, der an der Nasenwurzel sitzt. Eine Injektion per Nadel, wie bei einer früheren Variante dieser Behandlung, ist dabei nicht nötig.
Für ihre Studie führten die Wissenschaftler diese Behandlung bei 112 Patienten mit schwerer Migräne oder Clusterkopfschmerzen durch. Diese litten an mindestens 15 Tagen im Monat an Anfällen mit starken Schmerzen von acht Punkten auf der zehnwertigen Schmerzskala.
Anhaltende Linderung
Nach der Applikation des Lidocains sank die Schmerzintensität der Probanden auf durchschnittlich weniger als die Hälfte, wie die Forscher berichten. Und auch vier Wochen nach der Behandlung hielt die Wirkung noch an. Die durchschnittliche Schmerzintensität blieb rund 36 Prozent geringer als zuvor. 88 Prozent der Teilnehmer benötigten in den folgenden Wochen zudem kein zusätzliches Schmerzmittel mehr oder sehr viel weniger als zuvor.
„Die Applikation von Lidocain an das Ganglion pterygopalatinum wirkt wie ein Resetknopf“, erklärt Mandato. „Selbst wenn die anfängliche Betäubung durch das Lidocain abklingt, hat der Migränetrigger nicht mehr den gleichen, starken Effekt wie zuvor.“ Dadurch kann der Migränezyklus durchbrochen werden und die Patienten bekommen wieder mehr Lebensqualität zurück.
Hoffnung für schwere Fälle
Allerdings: Heilen kann auch diese Behandlung die Migräne nicht. Sie bietet aber eine Linderung der Symptome auch bei denjenigen, bei denen herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichen – und das ist für viele Betroffenen schon ein großer Fortschritt. Um die Langzeitwirkung der Therapie zu untersuchen, wollen die Forscher ihre 112 Patienten nun noch weiter begleiten. Sie wollen dabei unter anderem prüfen, wie gut die lindernde Wirkung auch nach sechs Monaten noch anhält. (Society of Interventional Radiology, Annual Scientific Meeting 2015)
(Society of Interventional Radiology, 02.03.2015 – NPO)