Biologie

Skurril: Vogelküken tarnt sich als Larve

Jungvogel ahmt in Farbe und Bewegungen eine giftige Raupe nach

Das Küken von Laniocera hypopyrra kann eine giftige Raupe verblüffend gut nachahmen © Santiago David Rivera

Raffinierte Mimikry: Die Küken einer Vogelart im Amazonas nutzen eine ungewöhnliche Tarnung, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Mit ihren orangefarbenen Daunen und seltsam pendelnden Kopfbewegungen ahmen sie verblüffend naturgetreu Aussehen und Verhalten einer giftigen Raupe nach. Vögel und Raubtiere werden dadurch abgeschreckt und verschonen das wehrlose Küken.

Vogelküken leben gefährlich: Solange sie flugunfähig im Nest hocken, sind sie leichte Beute für Räuber aller Art. Denn für Schlangen, Greifvögel und fleischfressende Säugetiere sind sie eine leichte Mahlzeit. Viele Vögel versuchen daher, sich so gut wie möglich zu tarnen, solange sie noch wehrlos sind.

Auffallende Farbe und seltsame Bewegungen

Eine besonders raffinierte Tarnung hat der tropische Vogel Laniocera hypopyrra entwickelt, wie Gustavo A. Londoño von der University of California in Riverside und seine Kollegen im Herbst 2012 im Amazonasgebiet entdeckten. Die Küken dieser Vogelart besitzen orangefarbene Daunenfedern mit weißen Spitzen – eine nicht gerade unauffällige Federfarbe. Wie sie Fressfeinden trotz ihrer langen Nestphase von mehr als 20 Tagen entgehen, war daher zunächst rätselhaft.

Diese giftige Raupe ist das Vorbild für die MImikry des Laniocera-Kükens © Wendy Valencia

Doch als die Forscher den Vogel weiter beobachteten, staunten sie nicht schlecht: Das Küken begann nun, den Schnabel einzuziehen und seinen Körper zu strecken. Dann bewegte es seinen Kopf langsam pendeln von Seite zu Seite. Damit jedoch ahmte das Küken perfekt die Bewegungen einer fressenden oder nach Futter suchenden Raupe nach. Aber warum? Schließlich sind Raupen für viele Vögel und Säugetiere erst recht eine willkommene Mahlzeit.

Imitation einer giftigen Raupe

Tatsächlich gibt es im Lebensraum der Vögel eine große Raupe, die dem Vogelküken verblüffend ähnlich sieht. Diese ist über und über mit orangefarbenen Haaren besetzt und sitzt häufig an den Ästen und Stämmen von Bäumen. Aber weil diese Raupe hochgiftig ist, wird sie von Vögeln und anderen Fleischfressern gemieden. Und davon profitiert das Vogelküken.

Laniocera hypopyrra ist damit ein seltenes Beispiel für die sogenannte Bates’sche Mimikry bei Vögeln, wie die Forscher erklären. Das Küken ahmt ein giftiges Tier nach um sich vor seinen Fressfeinden zu schützen. Diese Tarnung geht sogar so weit, dass die Vögel nicht nur ihr Aussehen angepasst haben, sondern auch im Verhalten die Bewegungen der Giftraupe imitieren. (The American Naturalist, 2015; doi: 10.1086/679106)

Geniale Tarnung: Sieht aus wie eine große Raupe, ist aber ein Küken von Laniocera hypopyrra© Dano Grayson

(University of Chicago Press Journals, 25.02.2015 – NPO)

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