Umwelt

Müllalarm in den Ozeanen

Jedes Jahr gelangen von unseren Küsten gut acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere

Plastikmüll, eingesammelt am Strand von Caleta de Famara, Kanarische Inseln © Malin Jacob

15 volle Plastiktüten auf jedem Meter Küste weltweit – das ist die Menge an Plastikmüll, die die Menschheit jedes Jahr in die Ozeane bringt, wie eine Studie nun zeigt. Unter den größten Müllschleudern sind dabei China und Südostasien, aber auch Ägypten und Bangladesch. Soll die Vermüllung nicht exponentiell weiter steigen, muss dringend etwas getan werden, warnen die Forscher im Fachmagazin „Science“.

Unsere Meere verkommen immer mehr zu Deponien unseres Zivilisationsmülls. Im letzten Jahr bereits gab es dazu alarmierende Nachrichten. So stießen Forscher selbst tausende von Kilometern von jeder Küste entfernt in der Tiefsee auf Plastikmüll. Im Dezember 2014 vermeldete eine erste Bilanz, dass mehr als fünf Billionen Kunststoffpartikel in den Ozeanen schwimmen – fast 270.000 Tonnen.

Die Dunkelziffer vor allem an Mikroplastik muss jedoch noch sehr viel höher sein, denn durch Netzfänge oder optische Surveys lässt sich immer nur ein Teil nachweisen. Jenna Jambeck von der University of Georgia in Athens und ihre Kollegen sind daher einen anderen Weg gegangen: Die Forscher suchten nach den Quellen des Plastikmülls und errechneten mit Hilfe von Modellen, wie viel von uns Menschen in die Meeresumwelt abgegeben wird.

Bilanz des erzeugten und in die Meere eingetragenen Plastikmülls © Lindsay Robinson/ University of Georgia

Gut acht Millionen Tonnen pro Jahr – Tendenz stark steigend

Das Ergebnis ist alarmierend: In den 192 untersuchten Ländern mit Meeresküsten werden insgesamt 275 Millionen Tonnen an Plastikmüll pro Jahr erzeugt, wie die Forscher berichten. Von dieser Menge gelangen ihren Berechnungen nach zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen in die Ozeane. Im Durchschnitt waren es 2010 etwa acht Millionen Tonnen. „Diese acht Tonnen entsprechen fünf Einkaufstüten gefüllt mit Plastik auf einen Fuß Küstenlinie“, erklärt Jambeck. Pro Meter Strand sind dies 15 prall gefüllte Tüten.

Unter den zehn größten Müllschleudern sind China, die Länder Südostasiens, aber auch Ägypten, Nigeria und Bangladesch. Das viele dicht besiedelte und arme Länder darunter sind, ist dabei kein Zufall, wie die Forscher erklären. Denn vor allem eine nicht funktionierende Müllentsorgung, bei der Abfall in wilden Deponien gelagert oder einfach in die Umwelt geworfen wird, sind die Hauptgründe für einen besonders hohen Anteil am marinen Plastikmüll.

Angeschwemmter Plastikmüll im Lake Michigan © Jenna Jambeck/ University of Georgia

2025 sind es schon 30 Tüten pro Meter

Wird nichts dagegen getan, dann wird der Eintrag von Kunststoff in die Ozeane weiter steigen, warnen Jambeck und ihre Kollegen. „Im Jahr 2025 wird der jährliche Eintrag schon doppelt so hoch sein wie 2010 – zehn volle Plastiktüten pro Fuß Küstenlinie“, so die Forscherin. Umgerechnet bedeutet dies, dass sich auf jedem Meter Küste dann schon 30 Tüten türmen und ins Meer gelangen – und das in nur einem Jahr.

„Dagegen eine Lösung zu finden erfordert eine Kombination von lokalen und globalen Anstrengungen“, mahnt die Forscherin. Es müsse sichergestellt werden, dass Abfälle eingesammelt und entsorgt werden und das auch in den Ländern, in denen bisher keine geregelte Infrastruktur dafür existiert. (Science, 2015; doi: 10.1126/science.1260352)

(American Association for the Advancement of Science, 13.02.2015 – NPO)

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