Paläontologie

Riesen-Nager mit Tigerbiss

Größtes Nagetier aller Zeiten nutzte seine Hauer zur Verteidigung

Groß wie ein Büffel und mit kräftigem Biss: Der Riesen-Nager Josephoartigasia monesi © James Gurney

Ein echter „Ratzilla“: Das urzeitliche Nagetier Josephoartigasia monesi war so groß wie ein Büffel und wog rund eine Tonne. Aber nicht nur das: Wie Analysen des rund drei Millionen Jahre alten Fossils zeigen, biss der Urzeit-Nager auch ähnlich kraftvoll zu ein Tiger. Allerdings: Ein Raubtier war Josephoartigasia nicht, stattdessen nutzte es seine großen Hauer eher zum Graben oder zur Verteidigung, wie Forscher im „Journal of Anatomy“ berichten.

Der Riesen-Nager Josephoartigasia monesi ist am engsten mit den heutigen wilden Meerschweinen verwandt. Ähnlich wie diese lebte er in Südamerika und hatte vermutlich einen eher gedrungenen Körperbau. Entdeckt wurde diese Nagetierart erst im Jahr 2008, als Forscher in Uruguay einen fast vollständigen Schädel entdeckten. Allein der Kopf des Tieres war demnach schon einen halben Meter lang und besaß große, verlängerte Nagezähne.

Der größte Nager aller Zeiten

Wie Paläontologen errechneten, wog Josephoartigasia zu Lebzeiten etwa eine Tonne und ist damit das größte und schwerste bekannte Nagetier überhaupt. Anhand der Backenzähne ließ sich erkennen, dass der Riesen-Nager wahrscheinlich nur weiche Nahrung wie Wasserpflanzen und Früchte zu sich nahm. Offen blieb daher, wozu das Tier ein so riesenhaftes Gebiss besaß.

Digitales Modell des Schädels und der Zähne von Josephoartigasia © Philip Cox

Um darüber mehr zu erfahren, haben Philip Cox von der University of York und seine Kollegen nun untersucht, wie kräftig Josephoartigasia mit seinen Schneidezähnen zubeißen konnte. Dafür nutzten sie ein Computermodell des Schädelfossils, statteten es virtuell mit Kaumuskeln aus und errechneten mit Hilfe einer Simulation die maximale Bisskraft.

Ungewöhnlich kräftiger Biss

Das Ergebnis war verblüffend: Der Nager hatte einen Biss so kräftig wie ein Tiger. Seine Zähne schlugen mit 1.400 Newton zusammen. Und nicht nur das: Die kräftigen Beißer hielten zudem den dreifachen Zug- und Druckkräften dieses Wertes stand. Der stabile Bau des Schädels sorgte dafür, dass Josephoartigasia seine Zähne im Grunde für nahezu alles einsetzen konnte, ohne Verletzungen befürchten zu müssen.

Aber wozu brauchte Josephoartigasia so kräftige Zähne, wenn es doch kein Raubtier war und keine zappelnde Beute festhalten musste? „Wir gehen davon aus, dass Josephoartigasia seine Schneidezähne nicht nur zum Beißen nutzte, sondern damit auch im Boden nach Futter grub und sich gegen Fressfeinde verteidigte“, erklärt Cox. „Das ähnelt der Weise, wie heutige Elefanten ihre Stoßzähne einsetzen.“ (Journal of Anatomy, 2015; doi: 10.1111/joa.12282)

(University of York, 05.02.2015 – NPO)

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