Art und Herkunft unbekannt: Astronomen haben erstmals eine Karte der sogenannte diffusen interstellaren Banden erstellt – einem Signal mysteriöser Moleküle zwischen den Sternen der Milchstraße. Obwohl ihre Existenz seit fast hundert Jahren bekannt ist, ist bis heute unklar, um welche Moleküle es sich genau handelt und wo sie herkommen. Die neue Karte soll nun dabei helfen, mehr über sie zu erfahren.
Die sogenannten diffusen interstellaren Banden geben Astronomen seit fast hundert Jahren Rätsel auf. 1922 entdeckte die Astronomin Mary Lea Heger seltsame Linien im Lichtspektrum ferner Sterne. Erzeugt wurden sie durch Materie, die sich im interstellaren Raum befand. Weitere Untersuchungen zeigten, dass es sich dabei nicht um simple Wasserstoffwolken handelte, sondern um etwas, das eine Vielzahl verschiedener Moleküle enthalten musste.
Fahndung im Sternenlicht
Aber welche der zahlreichen möglichen Moleküle sich tatsächlich dort draußen befinden, ist bis heute ungeklärt. Man vermutet, dass es sich um winzige Staubteilchen, gemischt mit organischen Molekülen handeln könnte. Zwei Teams von Astronomen haben nun mit Hilfe von unterschiedlichen Methoden eine gemeinsame Karte dieser diffusen Banden erstellt. Sie soll dabei helfen, die Natur dieses Phänomens aufzuklären.
Das Team um Gail Zasowski von der Johns Hopkins University in Baltimore nutzte Infrarot-Beobachtungen des Sloan Digital Sky Survey, um die mysteriösen Banden im dichtesten Teil unserer Galaxie zu kartieren. Sie erfassten dabei die Molekülsignale im Licht von rund 60.000 Sternen. Ein zweites Team um Ting-Wen Lan von der Johns Hopkins University analysierte das sichtbare Licht von mehr als einer halben Millionen Sterne, Galaxien und Quasare, die oberhalb und unterhalb der Hauptebene der Milchstraße liegen.
Vielseitig und bewegt
„Noch haben wir nicht die ganze Karte, aber schon jetzt können wir einige sehr interessante Muster erkennen“, erklärt der Astronom Brice Ménard, der an beiden Teams beteiligt war. So scheinen einige dieser mysteriösen Moleküle dichtere, staubreiche Regionen zu bevorzugen, andere dagegen die dünner besiedelten Regionen der Milchstraße, weit entfernt von Sternen.
„Zum ersten Mal konnte wir auch sehen, wie sich diese mysteriösen Moleküle in der Galaxie umherbewegen“, sagt Zasowski. „Das ist extrem hilfreich und zeigt und neue Verbindungen zwischen diese Molekülen und der Dynamik der Milchstraße.“ Noch ist auch mit Kartierung nicht klar, um welche Moleküle es sich genau handelt. Doch mit Hilfe der neuen Ergebnisse ist es nun besser möglich, weitere genauere Untersuchungen zu planen. „Wir kommen einen Schritt weiter in der Frage, woraus sie bestehen“, so Ménard. (225th meeting of the American Astronomical Society)
(American Astronomical Society, 12.01.2015 – NPO)