Klima

Mehr Parasiten durch Klimawandel?

Steigende Meeresspiegel begünstigen Saugwürmer

Der parasitäre Saugwurm Schistosoma ist der Erreger der Bilharziose. © CDC / Shirley Maddison

Gewinner des Klimawandels: Gefährliche parasitäre Saugwürmer könnten sich durch steigende Meeresspiegel stärker ausbreiten. In der Vergangenheit ist das schon geschehen, wie ein internationales Forscherteam anhand von Muschelfossilien herausgefunden hat. Aufgrund des aktuellen Klimawandels könnten sich solche Vorgänge wiederholen, warnen die Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Der fortschreitende Klimawandel und vor allem dessen mögliche Folgen machen Wissenschaftlern weltweit Sorgen. Denn nicht alle Arten von Lebewesen sind vom Klimawandel bedroht, es gibt auch mögliche Gewinner: Bestimmte Parasiten etwa könnten sich durch die veränderten Bedingungen ausbreiten und für die Menschen zu einer größeren Gefahr werden.

Fossilien belegen steigenden Parasitenbefall

Um der Frage nach dieser möglichen Bedrohung auf den Grund zu gehen, haben Wissenschaftler um Manja Hethke von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) einige tausend Jahre zurückgeblickt: Sie untersuchten Fossilien der vergangenen 9.600 Jahre aus dem Pearl River Delta in Südchina. An Muschelfossilien lässt sich dort auch nach langer Zeit noch der Befall mit parasitären Saugwürmern, den Trematoden, nachweisen.

Mit Hilfe ihrer Daten rekonstruierten die Forscher den Parasitenbefall der Muscheln während fast des gesamten Holozäns, des Abschnitts der Erdgeschichte seit der letzten Eiszeit. Ihre Hauptfrage dabei: Nahm der Befall mit Saugwürmern in den Phasen zu, in denen es wärmer wurde und die Meeresspiegel anstiegen?

Das Ergebnis: Als der Meeresspiegel in den ersten 300 Jahren des Holozäns stieg, nahm auch der Befall der Muscheln mit Trematoden stark zu. Dass die Parasiten von Veränderungen des Salzgehaltes im Flussdelta profitieren, konnten die Forscher als Ursache ausschließen. Verschiedene frühere Studien haben bereits gezeigt, dass unterschiedlicher Salzgehalt sich nicht auf den Trematodenbefall in Muschelschalen auswirkt. „Dieses Phänomen stellt eine globale Erhöhung der Temperatur als Ursache für die Zunahme des parasitären Befalls in den Raum“, erklärt Manja Hethke.

Stärkere Verbreitung auch von Krankheitserregern?

Daher vermuten die Wissenschaftler ähnliche Verbreitungsmuster für andere Parasitenarten – auch solche, die dem Menschen gefährlich werden können: Der Pärchenegel der Art Schistosoma etwa verursacht die berüchtigte Wurmkrankheit Bilharziose oder Schistosomiasis und gehört ebenfalls zu den Trematoden.

Der Pärchenegel befällt zwar Schnecken anstatt Muscheln, aber die Situation ist mit den Fossilienfunden aus dem Pearl River Delta vergleichbar: „Anhand der Ergebnisse kann eine Zunahme von Trematoden als Reaktion auf den Klimawandel und Meeresspiegelanstieg erwartet werden“, so Hethke, und dies habe „möglicherweise negative Folgen für die Tierwelt, die Fischerei sowie allgemein für die menschliche Gesundheit in den betroffenen Gebieten.“ (PNAS, 2014; doi: 10.1073/pnas.1416747111)

(Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 11.12.2014 – AKR)

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