Wer gute Kumpel hat, lebt gesünder: Freundschaften wirken sich auch bei Männern positiv auf die Stressbelastung aus – das gilt bei Menschen ebenso wie bei unseren äffischen Verwandten. Eine Studie belegt, dass männliche Berberaffen, die viel mit ihren „Kumpeln“ zusammen sind, weniger Stresshormone im Körper haben. Bisher war diese stresslindernde Wirkung von Freundschaften vor allem bei Frauen untersucht worden.
Menschen, die enge soziale Beziehungen pflegen, werden seltener krank, das haben mehrere Studien gezeigt. Sie leiden seltener unter Infektionen, Herzerkrankungen und chronisch erhöhten Stresshormonen. Meist allerdings wurden diese Wirkungen bisher bei Müttern mit Kindern oder bei engen Frauenfreundschaften nachgewiesen. Ein Grund dafür: „Frauen suchen in stressigen Situationen eher die soziale Unterstützung als Männer“, erklären Christopher Young von der Universität Göttingen und seine Kollegen.
Kumpel statt Konkurrenten
Die Beziehungen von Männern untereinander sind bei den meisten Primaten eher von Konkurrenz geprägt: Sie sind Rivalen um die Gunst von potenziellen Partnerinnen und bei der Beschaffung von Nahrung. Dennoch gibt es vor allem beim Menschen, aber auch bei einigen Affenarten durchaus enge Männerfreundschaften. Berberaffen beispielsweise bilden kleinere Cliquen von „Kumpeln“, die häufig Zeit miteinander verbringen.
Young und seine Kollegen haben dies genutzt, um an männlichen Berberaffen im Mittleren Atlas in Marokko zu untersuchen, wie sich diese Männerfreundschaften auf ihre Stressbelastung auswirken. Dafür beobachteten die Forscher das Verhalten der Männchen und ihre Reaktion auf Stressfaktoren wie Aggression durch andere Gruppenmitglieder oder Kälte. Um herauszufinden, wie stark ihre körperliche Stressreaktion ausfiel, sammelten die Wissenschaftler den Kot der Männchen ein und analysierten ihn auf den Gehalt an Stresshormonen hin.
Gute Kumpel – weniger Stresshormone
Das Ergebnis: Je enger die Berberaffen-Männchen in ihre Männercliquen eingebunden waren, desto besser kamen sie mit Stress klar. Gerade bei hohen Belastungen sank dann der Stresshormongehalt in ihrem Kot deutlich ab, wenn sie mit ihren „Freunden“ zusammen waren. „Wir waren überrascht, die stresspuffernde Wirkung auch für enge Beziehungen zwischen Männchen zeigen zu können“, sagt Koautorin Julia Ostner von der Universität Göttingen.
Obwohl Freundschaften zwischen Männchen bei Tieren eher selten sind, haben sie offensichtlich einen klar positiven Effekt, wenn sie existieren. Der Kontakt mit den Kumpeln wirkte sich zudem deutlich positiver aus als der mit anderen Mitgliedern der Gruppe. „Offenbar wirken die sozialen Bindungen zwischen Männern wie ein Puffer gegen die negativen Effekte des alltäglichen Stresses“, erklären die Forscher. „Sie dämpfen die physiologische Stressantwort.“
Nach Ansicht der Wissenschaftler bestätigt dieser Fund die bereits vermutete positive Wirkung der Männerfreundschaften auch beim Menschen: Wer gute Kumpel hat, der kommt mit dem Stress des Alltags besser klar und bleibt gesünder. (Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 2014; doi: 10.1073/pnas.1411450111)
(Georg-August-Universität Göttingen, 09.12.2014 – NPO)