Astronomie

Komet „Chury“ riecht nach faulen Eiern

Rosetta-Sonde erschnüffelt den Duft des Kometen Churyumov-Gerasimenko

Ein ziemlich "stinkender" Komet: Churyumov-Gerasimenko © ESA/Rosetta/ OSIRIS Team MPS/ UPD/ LAM/IAA/ SSO/ INTA/UPM/ DASP/IDA

Überraschend strenger Geruch: Rosettas Zielkomet Churyumov-Gerasimenko gibt ein überraschend reichhaltiges Bukett von Gasen ab. Er riecht nach faulen Eiern, vermischt mit Alkohol, Essig, Ammoniak und Blausäure, wie Messinstrumente an Bord der Sonde feststellten. Erwartet hatten Forscher deutlich weniger Duft, denn der Komet ist mit 400 Millionen Kilometern noch ziemlich weit von der Sonne entfernt.

Wie riecht ein Komet? Nach nicht viel, sollte man meinen. Schließlich bestehen diese kosmischen Brocken vorwiegend aus Wassereis, Staub und Gesteinsbrocken. Doch riecht man genauer hin – beispielsweise mit Massenspektrometern wie an Bord der Rosettasonde – dann lassen sich auch geringe Mengen flüchtiger Moleküle einfangen. Das Messinstrument ROSINA erschnüffelt auf diese Weise bereits seit Anfang August die Gase des Kometen Churyumov-Gerasimenko – mit überraschenden Ergebnissen.

Faule Eier, Alkohol und Blausäure

Denn die Moleküle, die vom Kometenkern ausgasen, sind deutlich vielfältiger als erwartet. „Wir rechneten damit, dass sich aus der Kometenhülle nur die sehr flüchtigen Moleküle lösen würden wie Kohlendioxid und Kohlenmonoxid“, sagt Kathrin Altwegg, ROSINA-Projektleiterin von der Universität Bern. Denn noch hielt man die Wärme der fernen Sonne für nicht ausriechend stark, um auch komplexere Moleküle ausgasen zu lassen.

Doch der Komet riecht schon jetzt ziemlich streng: Nach faulen Eiern, was auf Schwefelwasserstoff zurückzuführen ist, nach Pferdestall wegen Ammoniak und nach beißendem Formaldehyd. Diese Ausdünstung vermengt sich mit dem schwachen, bittermandelartigen Aroma des giftigen Cyanwasserstoffs, auch bekannt als Blausäure. Hinzu kommt noch Alkohol in Form von Methanol, ergänzt durch das essigähnliche Aroma von Schwefeldioxid und einem Hauch des süßlichen Dufts von Schwefelkohlenstoff. „Wenn wir all dies zusammennehmen, haben wir das Parfum des Kometen“, sagt Altwegg.

Wertvolle Informationen zum Ursprung

Allerdings: Auch wenn der Kometen-Duft ausgeprägt scheint, die Dichte der gemessenen Moleküle ist sehr gering. Unsere menschlichen Nasen würden daher vermutlich nicht viel von Churys Parfum riechen. Für die Forscher aber ist das ein wertvoller Fund: „Dieser Mix ist wissenschaftlich sehr spannend, um mehr über den Ursprung der Materie unseres Sonnensystems zu erfahren – auch über die Entstehung der Erde und den Ursprung des Lebens“, erklärt Altwegg.

Eine quantitative Analyse soll nun den Geruch von Churyumov-Gerasimenko mit dem anderer Kometen vergleichen, deren Bestandteile bisher nur aus der Ferne ermittelt werden konnten. Das könnte auch Aufschluss darüber geben, ob sich der aus dem Kuipergürtel in der Nähe des Neptuns stammende Komet „Chury“ von anderen Kometen aus der Oortschen Wolke am äußersten Rand unseres Sonnensystems unterscheidet.

(Universität Bern, 23.10.2014 – NPO)

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