Das Internet schläft nie: Bei uns in Europa und auch in den USA wird das Internet nahezu 24 Stunden am Tag genutzt. Die Netzaktivität schwankt kaum. Aber in anderen Regionen der Erde ist dies anders, wie eine Studie von US-Forschern zeigt. Wie stark die Tag-Nacht-Schwankungen sind, verrät dabei einiges über den Lebensstandard eines Landes.
Eigentlich ist es ein Moloch, der niemals schläft: Immer bewegen sich irgendwo auf der Welt auf der Welt Menschen im Netz, laden Daten hoch oder sehen sich Websites an. Wenn bei uns die meisten schlafen, fängt an der US-Westküste der Tag erst an. Stehen wir auf, haben Menschen in Südostasien schon den halben Tag hinter sich. Das Internet als Ganzes ist daher immer aktiv.
Wie groß sind die Tag-Nacht-Schwankungen?
Aber stark schwankt die Internetnutzung in den verschiedenen Regionen der Erde zwischen Tag und Nacht? Diese Frage haben John Heidemann von der University of Southern California und seine Kollegen nun näher untersucht – mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Für ihre Studie pingten die Forscher 3,7 Millionen Adressblöcke, dies entspricht etwa 950 Millionen IP-Adressen zwei Monate lang alle elf Minuten – rund um die Uhr, Tag und Nacht.
Als die Forscher ihre Daten auswerteten, stießen sie auf interessante Unterschiede: In den Gebieten mit Breitband-Verbindungen und guter Netzinfrastruktur wie in den USA und dem größten Teil Europas hört die Netzaktivität selbst nachts nicht auf. Die Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind relativ gering, wie Heidemann und seine Kollegen feststellten.
Internetnutzung verrät Wohlstand
Anders dagegen sieht dies für den größten Teil Asiens, Südamerika und Osteuropa aus: Hier bricht mit Anbruch der Nacht die Internetnutzung stark ein. Die Tag-Nacht-Schwankungen sind in Teilen Südamerikas, Indien und Russland besonders deutlich. Zumindest einen Zusammenhang konnte die Forscher dabei feststellen: Je höher das Bruttoinlandsprodukt eines Landes ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch die Internetnutzung 24 Stunden und sieben Tage die Woche andauert. In Ländern mit einem eher geringen Pro-Kopf-Einkommen „schläft“ auch das Internet nachts.
„Diese Daten helfen uns, eine Art Grundzustand des Internets festzustellen“, erklärt Heidemann. „Denn das Internet ist für unseren Alltag und unsere Wirtschaft wichtig – egal ob es um das Streamen von Videos oder das Online-Shopping geht.“ Wenn man versteht, wie das Netz als Ganzes funktioniert, dann lässt sich besser einschätzen, wie widerstandsfähig es ist und auch mögliche Probleme lassen sich schneller feststellen. Die Forscher wollen deshalb ihre Bestandsaufnahme des Internets noch weiter ausbauen. Im nächsten Schritt werden sie die Aktivität auf eine Million Adressen steigern, wie die berichten.
(University of Southern California, 21.10.2014 – NPO)