Überraschende Entdeckung: Forscher haben eine ganz neue Klasse von „gutem“ Fett entdeckt. Diese Fettsäure-Moleküle werden vom Körper produziert und kommen in Fettzellen, aber auch überall im Körper verteilt vor. Das neue Fett wirkt gegen Entzündungen und kann offenbar einem Diabetes entgegenwirken, wie Versuche mit Mäusen zeigten. Damit könnte sich diese neue Fettklasse sogar als Medizin eignen, wie die Forscher im Fachmagazin „Cell“ berichten.
Dass nicht jede Art von Fett- und Fettsäuremolekülen im Blut schädlich sind, das ist schon länger bekannt. So wirken das HDL-Cholesterin und auch und Omega-3-Fettsäuren positiv auf die Gefäße und dämpfen Entzündungen. Ausschlaggebend für die neu entdeckten gesunden Fettsäuren war eine Beobachtung an Labormäusen in den 1990er Jahren: Ein Stamm dieser Tiere wies ungewöhnlich hohe Blutfettwerte auf, vor allem wenn sie übergewichtig waren – was erstmal nichts Ungewöhnliches ist.
Doch diese Tiere blieben trotz dieser scheinbar ungünstigen Faktoren völlig gesund: Ihr Insulinhaushalt und Blutzuckerspiegel blieben im Sollbereich und dachten nicht daran, an Diabetes zu erkranken. Um mehr über die Gründe herauszufinden, untersuchten Barbara Kahn vom Beth Israel Deaconess Medical Center in New York und ihre Kollegen die im Blut festgestellten Fette genauer mit Hilfe einer speziellen Massenspektrometrie.
Völlig neue Molekülklasse
Dabei stießen die Forscher auf eine Gruppe von vier einander sehr ähnlichen Lipiden, die bei diesen Mäusen in 16- bis 18-fach höherer Konzentration vorkamen als bei normalen Mäusestämmen. Die Fette bestehen aus einer hydroxylierten Fettsäure, die über eine Esterbindung mit einer weitere Fettsäure verbunden ist. Noch überraschender aber: Diese FAHFA getauften Moleküle waren bisher noch nirgendswo beschreiben oder katalogisiert. Sie waren der Forschung völlig unbekannt.
„Wir waren total geplättet, dass wir damit eine komplett neue Klasse von Molekülen entdeckt hatten“, sagt Kahn. Und noch dazu eine, die die Gesundheit aktiv zu fördern scheint. Denn wenn sie Mäusen zusätzliches FAHFA ins Futter gaben, dann sank deren Blutzuckerspiegel deutlich ab und die Insulinausschüttung verbesserte sich. Die Moleküle beeinflussten zudem bestimmten Zellen des Immunsystems und dämpften so Entzündungen, wie die Forscher berichten.
Wirkung auch beim Menschen?
Aber auch beim Menschen fanden die Forscher einen Zusammenhang des neuentdeckten Moleküls mit der Gesundheit: In Blutproben von Patienten, die an einer Vorstufe des Diabetes leiden, waren die FAHFA-Gehalte um 50 bis 75 Prozent niedriger als bei Gesunden. „Damit könnte sich FAHFA als Biomarker für die Früherkennung eines beginnenden Typ-2-Diabetes eignen“, sagt Kahn. Es könnte sogar sein, dass man durch Einnahme von FAHFA einen Diabetes verhindern kann.
„Damit können wir die FAHFAs zur kleinen Liste der nützlichen Lipide hinzuaddieren“, sagt KO-Studienleiter Alan Saghatelian vom Salk Institute in La Jolla. „Diese Moleküle sind erstaunlich, weil sie auch gegen Entzündungen wirken – damit könnte man sie vielleicht auch bei entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder rheumatoider Arthritis einsetzen.“ Die Forscher hoffen nun, die neuentdeckte Stoffklasse möglichst bald in ersten klinischen Studien testen zu können. (Cell, 2014; doi: 10.1016/j.cell.2014.09.035)
(Beth Israel Deaconess Medical Center, 10.10.2014 – NPO)