Archäologie

Schiffswrack der Franklin-Expedition gefunden

Suche nach der Nordwestpassage endete vor über hundert Jahren im Fiasko

In der Victoria-Straße fanden Forscher ein Schiffswrack der gescheiterten Franklin-Expedition. © ODN

Eisiges Rätsel im Polarmeer: Die Schiffe des Arktisforschers John Franklin waren fast 170 Jahre lang verschollen. Nun haben kanadische Forscher eines der Wracks entdeckt und damit einen Teil des Rätsels gelüftet. Die Wissenschaftler hoffen auf weitere Funde und neue Erkenntnisse über Franklins Expedition, die in einem Fiasko endete.

In der Victoria-Straße fanden Forscher ein Schiffswrack der gescheiterten Franklin-Expedition.© ODN

Der britische Polarforscher und Marineoffizier John Franklin brach im Jahr 1845 mit den Schiffen „HMS Erebus“ und „HMS Terror“ auf, um die Nordwestpassage zu erforschen und zu kartieren. Auf diesem Seeweg sollte der amerikanische Kontinent auf dem Weg nach Ostasien nördlich umschifft werden können – deutlich kürzer als die lange Route um Südamerika herum. Packeis, zerklüftete Küsten und zahlreiche Inseln machten das Unternehmen jedoch extrem schwierig. Außerdem erwies sich die von Franklins Expedition mitgeführte Ausrüstung als unpraktisch und unbrauchbar: Zum Beispiel führte Konservennahrung von schlechter Qualität wahrscheinlich zu Bleivergiftungen bei den Männern.

Katastrophe im Eis

Franklins Expedition endete in einer Katastrophe: Die Schiffe steckten im Eis fest, Franklin und 128 Mann Besatzung kamen um, als sie über das Eis zurück in die Zivilisation gelangen wollten. Aus der Inuit-Bevölkerung stammen Berichte über eine Gruppe von Männern, die auf dem Weg nach Süden verhungert und erfroren seien und in ihrer Not auch vor Kannibalismus nicht mehr zurückschreckten. Die Wracks der Erebus und der Terror aber blieben fast 170 Jahre lang verschollen, trotz intensiver Suche.

Die kanadische Regierung verkündete nun am 9. September, zumindest eines der Schiffe entdeckt zu haben. Mit Hilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs (ROV) habe man bereits am 7. September ein Schiffswrack in der Victoria-Straße entdeckt und zweifelsfrei Franklins Expedition zugeordnet. Um welches der beiden Schiffe es sich handelt, ist aber noch nicht geklärt.

Wichtiger Hinweis: Dieser eiserne Beschlag stammt von einem Schiff der Franklin-Expedition. © Government of Nunavut

Der entscheidende Hinweis für den Fund des Schiffswracks kam durch ein Fundstück, dass die Territorialregierung von Nunavut nur wenige Tage zuvor präsentiert hatte: Ein an der Küste gefundener eiserner Beschlag stammt offenbar von der Aufhängung für die Beiboote auf einem von Franklins Schiffen. Daraufhin suchten die Forscher die Region mit dem Sonar ab. Den endgültigen Beweis lieferten dann Videoaufnahmen des ROV, die das Schiff auf dem Meeresgrund zeigen.

Historischer Moment für Kanada

„Dies ist ein wirklich historischer Moment für Kanada“, kommentierte der kanadische Premierminister Stephen Harper die Entdeckung. Er bezeichnete Franklins Expedition als „die Grundlage für die arktische Vorherrschaft Kanadas“ und sprach von den Schiffswracks als „Kanadas einziger bislang unentdeckte historische Stätte.“ Im Anschluss an Franklins Expedition hatten mehrere Such- und Rettungsexpeditionen stattgefunden, in deren Verlauf auch die Nordwestpassage letztendlich entdeckt wurde. Diese Rettungsversuche blieben zwar erfolglos, aber die Polarforscher kartierten weite Landesteile und knüpften erste Beziehungen zur einheimischen Inuit-Bevölkerung.

Damit trägt die Suche nach der Erebus und der Terror endlich Früchte: Seit 2008 schickte die Organisation „Parks Canada“ jährlich Forscher in die Polarregion, um den Meeresboden nach Hinweise auf die Schiffe abzusuchen. Harper sieht den Fund auch als ermutigendes Signal für folgende Entdeckungen: „Das erste Schiff zu finden verleiht uns ohne Zweifel den Schwung – den Wind in den Segeln – um sein Schwesterschiff zu entdecken und mehr über das Schicksal der Besatzung von Franklins Expedition herauszufinden.“ Die Nordwestpassage gewinnt unterdessen an Bedeutung: 2008 durchquerte die „Camilla Desgagnés“ als erstes Handelsschiff den Seeweg, der mittlerweile immer häufiger völlig eisfrei bleibt.

(Office of the Prime Minister of Canada / Government of Nunavut, 10.09.2014 – AKR)

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