Medizin

Wein nützt nur sportlichen Menschen

Positiver Effekt gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigt sich nur bei regelmäßigem Training

Ein Glas am Tag – in geringen Mengen genossen soll vor allem Rotwein vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Jetzt jedoch zeigt sich: Dieser positive Effekt kommt offenbar nur sportlichen Menschen zugute. Denn nur bei diesen erhöhte der gemäßigte Weingenuss das gefäßschützende HDL-Cholesterin im Blut, berichten tschechische Wissenschaftler. Und: Die Farbe des Weins ist dabei unbedeutend.

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Über die gesundheitsfördernde Wirkung von Wein wird schon seit Jahrzehnten diskutiert und gestritten. Übermäßiger Alkoholkonsum ist schädlich, das steht außer Frage. Einem Glas Wein am Tag schreiben Forscher wie Genießer dagegen durchaus positive Effekte für die Blutgefäße zu: Die Werte an HDL, also „gutem“ Cholesterol im Blut, sollen bei regelmäßigem Weinkonsum ansteigen – Krankheiten wie Arteriosklerose, deren Folgen bis hin zum Herzinfarkt reichen können, sollen dadurch seltener sein. Tatsächliche Langzeitstudien über diese Werte und andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose gab es jedoch bislang nicht.

Kaum Unterschied zwischen Rot und Weiß

Wissenschaftler um Milos Taborsky von der Uniklinik im tschechischen Olomouc haben darum ein Jahr lang die Effekte von rotem und weißem Wein bei 146 Probanden miteinander verglichen. Die Studienteilnehmer hatten medizinischen Voruntersuchungen zufolge ein leichtes bis mittleres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Für die Zeit der Studie bekamen sie entweder einen roten Pinot Noir oder einen weißen Chardonnay-Pinot zu trinken. Bei den Mengen folgten die Wissenschaftler den Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO, die für Frauen 0,2 Liter und für Männer 0,3 Liter Wein am Tag an nicht mehr als fünf Tagen in der Woche als „moderat“ bezeichnet. Die Forscher verglichen die Cholesterinwerte der Probanden zu Beginn der Studie mit den Werten nach einem Jahr. „Dies ist die erste Studie, die die Langzeiteffekt von rotem und weißem Wein auf HDL-Cholesterin und anderen Biomarker der Arteriosklersose vergleicht“, so Taborsky.

Das Ergebnis: Weder roter noch weißer Wein erhöhte die Werte des „guten“ HDL-Cholesterins merklich. Das „schädliche“ Cholesterin in Form von LDL lag allerdings in beiden Gruppen niedriger. Nur bei der Rotwein-trinkenden Gruppe sank auch der Gesamtgehalt an Cholesterin. Diese Ergebnisse bestätigen jedoch keine schützende Wirkung des Weins für die Blutgefäße, erklärt Taborsky: „Ein Anstieg von HDL ist das wesentliche Zeichen eines schützenden Effektes gegen Herz-Kreislauferkrankungen, daher können wir schließen, dass weder roter noch weißer Wein einen Effekt auf die Studienteilnehmer insgesamt hatte.“

Mindestens zweimal pro Woche Sport

Allerdings fanden die Wissenschaftler durchaus einen gesundheitsfördernden Effekt: bei den sportlichen Probanden. „Das einzige positive und anhaltende Ergebnis lag bei der Untergruppe von Patienten, die regelmäßig mindestens zweimal pro Woche Sport trieben, zusätzlich zum Weinkonsum“, sagt Taborsky. Bei diesen Patienten stieg das HDL-Cholesterin an, während LDL- und Gesamtcholesterin im Blut merklich sanken – sowohl bei rotem als auch weißem Wein. Die Forscher spekulieren daher über ein mögliches Zusammenspiel von niedrigen Alkoholmengen und körperlichem Training, das gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt.

In zukünftigen Studien wollen die Wissenschaftler diesen möglichen Effekt von Wein und regelmäßigem Training näher untersuchen. Dabei wollen sie auch Patienten mit einem hohen Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko mit einbeziehen, sofern sie entsprechende Medikamente nehmen und regelmäßig Sport treiben. „Hoffentlich können wir nachweisen, dass moderater Weinkonsum für diese Patienten sicher ist“, schließt Taborsky.

(Bratislava Medical Journal; 2014; doi: 10.4149/BLL_2012_037)

(European Society of Cardiology, 01.09.2014 – AKR)

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