Biologie

Vogeljagd: Millionen Singvögel in Gefahr

Rund um das Mittelmeer beginnt die Jagd auf Zugvögel - legal und illegal

Ein Kuckuck im illegalen Fangnetz eines Wilderers auf Zypern. © Komitee gegen den Vogelmord e. V.

Heute beginnt in vielen Mittelmeerländern die traditionelle Jagdsaison auf Zugvögel. Allein in Italien und Frankreich wurden in diesem Jahr mehr als 20 Millionen Feldlerchen, Drosseln und Kiebitze offiziell zum Abschuss freigegeben, wie das Komitee gegen den Vogelmord mitteilt. Viele dieser Arten gelten jedoch als gefährdet, zudem protestieren Vogelschützer gegen die Fangmethoden.

Erst im Frühjahr 2013 berichteten Biologen von enormen Fangnetzen, die über mehr als 700 Kilometer Länge an der ägyptischen Küste zum Zugvogelfang eingesetzt werden. Doch auch bei den europäischen Mittelmeeranrainern erfreut sich der Fang ziehender Singvögel traditionell großer Beliebtheit. Vor allem in Italien und Frankreich werden alljährlich Zehntausende von Singvögeln gefangen – obwohl die EU-Vogelschutzrichtlinie dies eigentlich verbietet.

Verboten und trotzdem genehmigt

Aus Wahrung der Traditionen haben jedoch einige Regionen eine Sondergenehmigung, die sie auch weidlich nutzen. So hat die französische Regierung den Fang von Singvögeln mit Leimruten, Schlingen, Netzen und Steinquetschfallen erlaubt. In Italien werden Drosseln und Lerchen in großen Netzen, die in Buchenhecken versteckt sind gefangen. Diese Großfanganlagen stehen in der Lombardei und im Veneto entlang wichtiger Zugrouten und sind von der italienischen Regierung genehmigt.

Die maltesische Regierung hat angekündigt, in diesem Herbst wieder den Fang von Zehntausenden Finken und Goldregenpfeifern mit riesigen Klappnetzen zu erlauben. Dem Inselstaat, der sich bei seinem Beitritt zur EU im Jahr 2004 verpflichtet hatte, den Singvogelfang zu verbieten, droht damit ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof.

Illegaler Vogelfang auf Malta im Frühjahr 2014© CAB

Bedrohung auch geschützter Vogelarten

„Viele der freigegebenen Arten sind europaweit gefährdet und haben – wie zum Beispiel Feldlerche und Kiebitz in Deutschland – in den letzten 20 Jahren um mehr als die Hälfte im Bestand abgenommen“, so Alexander Heyd, Geschäftsführer des Komitees gegen den Vogelmord. „Es ist Aufgabe der Europäischen Kommission, das Überleben dieser Arten in der EU zu sichern und diese Massaker zu stoppen. Leider ist das bisher nicht geschehen“, so Heyd.

Zusätzlich zu den offiziell freigegebenen Tieren kommen laut Komitee unzählige weitere Zugvögel, die illegal von Wilderern getötet und anschließend an Metzgereien und Restaurants verkauft werden. Allein auf Zypern schätzt die für die Bekämpfung der Wilderei zuständige staatliche Jagdaufsicht Game Fund den Umsatz aus dem Verkauf von Singvögeln auf 15 Millionen Euro.

Wilderei als Millionengeschäft

„Fang und Verkauf der Vögel sind fest in den Händen der organisierten Kriminalität“, so Heyd. Auch in Italien und Frankreich ist der Verkauf gewilderter Zugvögel als „Delikatesse“ ein Millionengeschäft. So werden zum Beispiel im Südwesten Frankreichs jedes Jahr Tausende Ortolane – eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Ammernart – illegal gefangen und für bis zu 100 Euro pro Stück auf dem Schwarzmarkt verkauft.

Um dagegen vorzugehen, ist ein Team internationaler Vogelschützer unter Leitung des Komitees in Südfrankeich unterwegs, um illegale Fanganlagen mit der Polizei stillzulegen. Weitere Einsätze dieser Art werden vom Komitee in der Lombardei und Sardinien sowie in Spanien und auf Malta durchgeführt.

(Komitee gegen den Vogelmord, 01.09.2014 – NPO)

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