Eingeschleppt aus Afrika: Der in der europäischen Bevölkerung verbreitete multiresistente Erreger Staphylococcus aureus entstand nicht in Europa selbst. Er geht stattdessen auf einen Vorfahr zurück, der im südlichen Afrika entstand. Das haben Forscher durch Genvergleiche festgestellt. Mit Einwanderern oder Touristen muss dieses Bakterium dann nach Europa gelangt sein – und ist seither hier der dominante Stamm.
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Das Bakterium Staphylococcus aureus findet sich auf Haut und Schleimhäuten von bis zu 30 Prozent aller Menschen, meist ohne schwerwiegende Folgen. Bei immungeschwächten Patienten jedoch können die Bakterien schwere Hautinfektionen, Lungen- und Herzentzündungen und eine tödliche Blutvergiftung auslösen. Handelt es sich dann um einen der gefürchteten multiresistenten Stämme des Bakteriums (MRSA), dann ist diese Infektion selbst mit gängigen Antibiotika nicht mehr zu stoppen.
Resistente Stämme auch außerhalb der Krankhäuser
Bisher gab es solche MRSA-Fälle vor allem in Krankenhäusern – dort, wo schwerkranke Patienten mit geschwächtem Immunsystem liegen. Doch zunehmend erkranken auch Patienten, die sich außerhalb des Krankenhauses mit MRSA angesteckt haben. Studien zeigen, dass für eine Infektion mit diesem „community-associated“ MRSA schon einfacher Hautkontakt, beispielsweise beim Sport, ausreichen kann.
Woher diese MRSA-Variante stammt und wo der Keim seine Resistenzen entwickelte, hat ein Forscherteam unter Leitung von Marc Stegger vom Staatlichen Seruminstitut ein Dänemark nun genauer untersucht. Dafür analysierten und verglichen die Forscher die DNA von 97 MRSA-Proben aus 22 Ländern. Alle stammten vom MRSA-Stamm CC80, der heute in Europa dominiert. Er ist immun gegen gleich mehrere Antibiotikaklassen, darunter Beta-Laktam-Antibiotika wie Methicillin, Kanamycine/Amikacine, Tetracyclin und Fusidinsäure.
Von Südwest Afrika nach Europa
Die Genvergleiche wiesen auf einen Ursprung dieses MRSA-Stamms außerhalb Europas hin: Er geht auf eine Staphylococcus aureus-Variante zurück, die noch gegenüber gängigen Antibiotika sensibel ist und in Afrika südlich der Sahara verbreitet war. Von dort aus breitete sich dieser Keim in den 1980er Jahren aus und erwarb dabei zwei Resistenzgene gegen Beta-Laktam-Antibiotika und Fusidinsäure.
„Ein einziger Nachfahre dieses Bakteriums wurde dann zum dominanten MRSA-Stamm in Europa, dem Mittleren Osten und Nordafrika“, sagt Stegger. Eingeschleppt wurde der Erreger vermutlich durch Einwanderer oder europäische Touristen. Einmal hier angelangt, konnte sich der Keim stabil etablieren und wurde sogar zur dominanten MRSA-Variante außerhalb der Krankenhäuser. (mBio, 2014)
(American Society for Microbiology, 26.08.2014 – NPO)