Gleiten statt Paddeln: Paläontologen haben in China erstmals Fußabdrücke der in der Trias dominanten Meeressaurier entdeckt. Die 245 Millionen Jahre alten Spuren verraten erstmals, wie sich diese Nothosaurier im Wasser bewegten: Sie paddelten nicht wie die Hunde, sondern glitten bereits elegant mit parallelen Paddelschlägen durch das Wasser.
Sie waren die Top-Prädatoren des Trias-Meeres: Die räuberischen Nothosaurier dominierten vor rund 245 Millionen Jahren die Küsten unseres Planeten. Diese räuberischen, bis zu vier Meter langen Meeresechsen lebten damals in den flachen Küstenmeeren, aber auch in Flüssen, konnten aber auch noch kurze Strecken über Land gehen. Denn ihre Vorderbeine waren zwar bereits zu paddelförmigen Flossen umgebildet, ihre Hinterbeine aber glichen eher noch den Beinen eines Krokodils.
Paddeln oder Fliegen
Mit ihrem stromlinienförmigen Körper waren diese halbaquatischen Saurier aber ohne Zweifel bereits sehr gut an das Leben im Wasser angepasst. Ein Punkt war bisher allerdings strittig: Wie schwammen diese Meeresechsen? Nutzte sie eine Art Hundepaddeln, bei dem sie ihre Beine vor- und rückwärtsbewegten oder „flogen“ sie bereits durch das Wasser wie heutige Pinguine. Diese bewegen dabei ihre Vorderflossen ähnlich wie andere Vögel im Flug in einer Art Acht.
Eine Antwort liefert jetzt eine Entdeckung in der Nähe von Luoping in der Yunnan-Provinz Chinas. Hier haben Paläontologen schon tausende gut erhaltene Fossilien von urzeitlichen Meerestieren geborgen, darunter auch Skelette von Nothosauriern. Neben dem bis zu vier Meter langen Nothosaurus giganteus stießen die Forscher auch auf Überreste einer sehr viel kleineren Gattung, des nur rund einen Meter langen Lariosaurus.
Kerben im Urzeit-Meeresboden
Qiyue Zhang vom Chengdu Center des China Geological Survey und seine Kollegen haben nun in unmittelbarer Nähe dieser Fossilien erstmals auch Fußspuren dieser Meeressaurier entdeckt. Auf dem ehemaligen Meeresboden sind ganze Serien von zehn bis 50 aufeinanderfolgenden versteinerten Abdrücken erhalten. Jeder Abdruck besteht aus einem parallelen Paar länglicher Vertiefungen.
Die Form und Abfolge der Spuren spricht nach Angaben der Forscher dafür, dass es sich um die Spuren von Nothosauriern handelt – vermutlich von den beiden Arten, von denen nahebei auch die Fossilien gefunden wurden. „Es ist äußerst ungewöhnlich, Skelette mariner Reptilien wie des Nothosaurus so nah an ihren Spuren zu entdecken“, sagt Koautor Michael Benton von der University of Bristol.
Paralleles Gleiten
Für die Paläontologen sind diese Fußspuren aber nicht nur eine Rarität, sie geben auch einen ersten Einblick darin, wie sich die Nothosaurier unter Wasser bewegten. Denn die parallelen Abdrücke deuten darauf hin, dass die Meeresechsen ihre paddelähnlichen Vorderbeine nicht abwechselnd wie beim Hundepaddeln, sondern im Gleichtakt bewegten. Die Meeresechsen hatten sich demnach von den typischen Bewegungsabläufen der Landwirbeltiere gelöst.
Dieses knapp über dem Meeresgrund Dahinpaddeln könnte aber noch einem weiteren Zweck gedient haben: „Wir interpretieren diese Abdrücke als Spuren der Nahrungssuche“, erklärt Zhang. Denn der Nothosaurier könnte nach Ansicht der Forscher seine Paddelbewegungen auch dazu genutzt haben, um Sand aufzuwirbeln und so kleine Tiere vor sein Mal zu spülen. „Diese schnappte der Nothosaurus dann mit seinem Maul voll nadelspitzer Zähne auf“, so Zhang. (Nature Communications, 2014; doi: 10.1038/ncomms4973)
(Nature, 11.06.2014 – NPO)