Ein echter Brocken: Forscher haben im Süden Kanadas einen Einschlagskrater entdeckt, der auf einen heftigen Impakt innerhalb der letzten 70 Millionen Jahren hindeutet. Der Brocken, der den acht Kilometer großen Krater hinterließ, richtete damals im Umkreis von mehreren hundert Kilometern verheerende Zerstörungen an. Wann er jedoch genau einschlug, ist bisher nicht bekannt, berichten die Forscher im Fachmagazin „Meteoritics & Planetary Science“.
Der Mond macht klar, wie häufig Treffer von Asteroiden oder Kometen in unserer kosmischen Nachbarschaft sind: Seine Oberfläche ist von Kratern förmlich übersäht. Auf der Erde aber sorgen Erosion durch Wind und Wetter, aber auch die Vegetation dafür, dass die meisten Zeugnisse solcher Einschlagskatastrophen heute längst verschwunden sind. Nur selten bleiben Krater an der Oberfläche sichtbar, meist werden ihre Relikte daher zufällig durch seismische oder geologische Untersuchungen entdeckt.
Krater verborgen im Untergrund
So auch im Fall des Bow City Kraters: Bei Bohrungen zur Erkundung potenzieller Erdöllagerstätten stießen Forscher auf ungewöhnlich durcheinander gewürfelte Sedimente. Um die Ursache für dieses geologische „Chaos“ zu ergründen, wertete die Geologie-Doktorandin Wei Xie von der University of Alberta im Jahr 2012 Daten von seismischen Messungen in diesem Gebiet aus. Weil verschiedene Gesteinsschichten die Wellen jeweils unterschiedlich gut weiterleiten oder streuen, lässt sich aus ihrem Muster auf die Struktur des Untergrunds schließen.
Bei den Messungen entdeckte Wei Xie eine ungewöhnliche Struktur in etwa einem Kilometer Tiefe. Bei näherer Untersuchung enthüllten die Daten einen verschütteten, kreisförmigen Krater mit abgesenktem Grund und charakteristischem Mittelberg. „Ich war wirklich überrascht“, sagt die Forscherin. Aus der Lage des Kraters und seinem Zustand schlossen die Forscher, dass der Krater nach geologischen Maßstäben noch relativ jung sein muss.
„Wir wissen, dass der Einschlag sich innerhalb der letzten 70 Millionen Jahre ereignete“, sagt Studienleiter Doug Schmitt. „Aber weil seither viel Sediment erodiert ist, macht es dies schwer, den Impakt genauer zu datieren.“ Die Erosion hat Teile des Kraters eingeebnet, dennoch ist noch zu erkennen, dass der Kraterring rund acht Kilometer Durchmesser hat.
Impakt mit verheerenden Folgen
Aktuelle Daten zeigen zudem, dass der Krater beim Einschlag wesentlich tiefer gewesen sein muss als heute: Die Energie und Hitze des Impakts höhlten den Untergrund 1,6 bis 2,4 Kilometer tief aus, Gesteinstrümmer verdampften oder wurden weggeschleudert. Aus diesen Maßen haben die Forscher nun berechnet, welche Folgen der Impakt damals hatte:
„Ein Einschlag dieser Größe würde alles Leben in einigem Umkreis auslöschen“, erklärt Schmitt. „Wenn es heute passieren würde, dann wäre das 200 Kilometer südwestlich liegende Calgary komplett zerstört und selbst im 500 Kilometer entfernt liegenden Edmonton würden alle Fenster kaputt gehen.“ Möglicherweise hätte ein Einschlag dieser Größenordnung sogar globale Auswirkungen, so der Forscher. Denn beim Impakt in die Atmosphäre geschleuderte Gase, Schwebstoffe und Staubteilchen können über längere Zeit das Klima verändern. Im Falle des Bow City Kraters geht Schmitt sogar von Folgen aus, die über mehrere Jahrzehnte anhielten.
(University of Alberta, 08.05.2014 – NPO)